© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/18 / 09. November 2018

Rückzieher der Woche
Feministin meidet gefährliche Literatur
Björn Harms


Die bekannte Spiegel-Online Kolumnistin Margarete Stokowski befindet sich derzeit auf großer Lesetour quer durch Deutschland. Ende November sollte ihr radikal-feministisches Pamphlet „Die letzten Tage des Patriarchats“ auch in München vorgestellt werden. Ein geeigneter Wohlfühlort schien schnell gefunden: die renommierte, sich ausdrücklich als linksliberal verstehende Buchhandlung Lehmkuhl. Dann jedoch erfuhr Stokowski das Unfaßbare: Lehmkuhl führt ein ganzes Regal mit Büchern zur „Neuen Rechten“, darunter zahlreiche Werke aus dem Antaios-Verlag. „Wer sich gegen Rechts engagiert, sollte wissen, was Rechte denken und lesen, wie sie argumentieren“, so die logische Begründung des Geschäftsführers Michael Lemling. Man könne sich nicht alles aus vorhandener Sekundärliteratur erschließen. Es sei ein Zeichen von Arroganz, interessierten Kunden diese Texte zu verweigern. Das sieht Frau Stokowski offenbar anders. Kurzerhand sagte sie ihre Lesung ab. Der freie Zugriff auf rechte Literatur mache die Buchhandlung zu einem Ort, an dem sie nicht auftreten möchte, hieß es zur Erklärung. Haben Linke eine solche Angst vor Büchern? Geschäftsführer Lemling jedenfalls bedauerte die argumentative Hilflosigkeit: „So kommen wir nicht weiter.“