© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/18 / 09. November 2018

Kurze verlustreiche Kolonialgeschichte in der Südsee
Außer Spesen nichts gewesen
(ob)

Ende des 19. Jahrhunderts ging das Zeitalter des Imperialismus seinem Höhepunkt entgegen. Großbritannien und Frankreich hatten als Kolonialmächte bei der Verteilung der Welt die Nase vorn. Für das Deutsche Reich und Italienblieben nur Brosamen in Afrika und Ozeanien übrig. Treibende Kraft für die deutschen Ambitionen in der Südsee war die 1882 gegründete Neuguinea-Kompanie, die für das Kaiserreich die unwirtliche Nordküste Neuguineas in Besitz nahm. 1885 wurde sie als Kaiser-Wilhelm-Land „Schutzgebiet“. Wie auch in den gleichzeitig geschaffenen afrikanischen Schutzgebieten waren die Verhältnisse nicht dazu angetan, qua Unterdrückung der Einheimischen und Ausbeutung der Bodenschätze allzuviel deutsche „Kolonialschuld“ aufzuhäufen. Wie überall in den Tropen erwiesen sich die Lebensbedingungen in der Südsee für Europäer als schwierig. Kaum mehr als 800 Deutsche zog es daher nach Neuguinea (Geographische Rundschau, 9/2018). Die meisten wirtschaftlichen Unternehmungen endeten mit Verlusten. Australische Truppen, die 1914 Deutsch-Neuguinea besetzten, schlossen dieses kurze Kapitel deutscher Kolonialgeschichte ab. Spuren des deutschen Erbes haben sich bis heute trotzdem erhalten: in der aussterbenden Kreolsprache „Unserdeutsch“ und im Namen des höchsten Berges Neuguineas, der immer noch Mount Wilhelm heißt. 


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