© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/18 / 09. November 2018

Bestechend
Christian Dorn

Wer verfolgt, wie es der Weltwirtschaft geht, dem dürfte die gleichlautende F.A.S.-Kolumne des Wirtschaftswissenschaftlers Thomas Mayer bekannt sein. Ebenda warnte Mayer jüngst vor der „Ökokratie“. Wie dort bricht er auch in seinem neuen Buch „eine Lanze des Liberalismus“. Unternimmt er doch darin eine Reflexion über „Die Ordnung der Freiheit und ihre Feinde“. Dabei besticht Mayer sowohl intellektuell durch seinen staatsphilosophischen und wirtschaftspolitischen Parforce-Ritt durch die Geschichte, zum anderen politisch durch seine explizite Kritik an der Finanzpolitik und am ökologischen Maßnahmestaat („Klimarettung“).

Da eine freiheitliche Gesellschaft keine konkreten Ziele verfolgen könne, ohne sich selbst abzuschaffen, erscheine der verordnete „Umweltschutz“ (Diesel-Fahrverbote) als eine Teilenteignung. So sieht er mit dem Sozialphilosophen Friedrich August von Hayek das Trojanische Pferd des Totalitarismus hinter dem gesellschaftlichen Ziel der „sozialen Gerechtigkeit“. Dieses auch als „Dritter Weg“ bekannte Untier wurde besonders durch jene gefüttert, die Ludwig Erhards Prinzip der „sozialen Marktwirtschaft“ in eines des Versorgungsstaates umdeuteten. Beispielhaft werden der Wirtschaftsminister Karl Schiller, der maßgeblich am noch heute bestehenden Stabilitäts- und Wachstumsgesetz beteiligt war, sowie Bundeskanzler Willy Brandt genannt, der – wegen der galoppierenden Staatsverschuldung – die Devise ausgegeben habe: Nicht die Einnahmen bestimmen die Ausgaben, sondern die Ausgaben die notwendigen Einnahmen. Beispielhaft ist hier Mayers Kritik am Bundesverfassungsgericht. Denn wäre das im Grundgesetz garantierte private Eigentum ernst gemeint, müßte dem Staat die Verfügungsgewalt über das Geld entzogen werden. Auch die begriffliche Kritik ist erhellend: So hätten die meisten Ökonomen, Banker und Politiker bis heute nicht verstanden, daß der Euro eine Bargeldunion, aber keine Währungsunion sei. Zudem rechnet Mayer mit der EZB-Politik ab: Das Inflationsziel von zwei Prozent bedeute eine Enteignung, da die Kaufkraft dadurch in einem Jahrzehnt um 21 Prozent sinke.

Thomas Mayer Die Ordnung der Freiheit und ihre Feinde Vom Aufstand der Verlassenen gegen die Herrschaft der Eliten. FinanzBuch Verlag, München 2018, 240 Seiten, Softcover 17,99 Euro