© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/18 / 16. November 2018

Strahlende Zukunft
Edelmetall- und Rohstoffmesse: Finanzanalysten und Uran-Unternehmen erwarten „goldene Zeiten“
Mathias Pellack

Ein Gramm Gold bringt heute etwa 35 Euro. Wer das Gramm 2008 kaufte, zahlte die Hälfte. Zweierlei hat sich seitdem geändert: Die Nachfrage nach dem Edelmetall ist gestiegen und der Euro im Wert gefallen. Hätte ein Anleger sein damals gekauftes Gold schon 2013 verkauft, wäre sein Gewinn doppelt so hoch ausgefallen. Doch wer kann das Spiel der freien Märkte schon vorausahnen. Claus Vogt etwa, Börsenbriefherausgeber, Buchautor und Autor für das Magazin Eigentümlich frei, erwartet eine große Hausse beim Goldpreis.

Kurs halten oder Krisenmodus vorbereiten?

Wie er vor über 500 Personen auf der Münchner Edelmetal- und Rohstoffmesse mitteilte, sieht er Einstiegskurse beim gelben Edelmetall und rät wie zuletzt 2001 zum Kauf. Damals lag er goldrichtig. Der Wert verfünffachte sich. Doch der der Österreichischen Schule zugeneigte Ökonom zeigte sich auch an Bitcoin interessiert. Er fragte, ob die Kryptowährungen gar das neue Gold seien – also ob sie eine Absicherung in Krisenzeiten darstellen könnten.

Vogt erkennt großes Potential, will sich dabei aber nicht auf eine bestimmte Kryptowährung festlegen. Anders stellte Philipp Vorndran Währungen auf Basis der Blockchain-Technologie dar. Der Portfoliomanager des Investmentverwalters Flossbach von Storch erwartet, daß diese bald auch in Europa häufiger werden. „In Japan, wo ich vor kurzem noch war, sieht es so aus, daß man bei vielen Supermarktketten regulär mit Bitcoin zahlen kann.“ Einen Vorsprung habe diese Kryptowährung allein durch ihre Bekanntheit. Ein Vergleich mit der marktbeherrschenden Stellung von Microsofts Windows oder Googles Android drängt sich auf. Bitcoin ist für sich etwa hundert Milliarden Dollar Wert – soviel, wie alle anderen Kryptowährungen zusammen. Das sei in der technoligeaffinen Welt Japans Realität.

Vorndran empfiehlt dem Publikum, „Kurs zu halten“, ein übermäßiges Klumpenrisiko durch einseitige Investments in Gold etwa zu vermeiden. Zehn bis 15 Prozent sollten Anleger seiner Meinung nach in Edelmetallen halten. „Ich möchte Ihre Gedanken dafür öffnen, daß es nicht unbedingt einen Crash geben muß“, entgegnete er den Erwartungen der Mehrzahl der über 30 Vortragenden. Die Schätzungen, wann die nächste Blase platzt, reichen von „im nächsten Jahr“ bis „in fünf Jahren“.

Während Finanzkorrespondent Jakob Blume derlei Aussagen am vergangenen Samstag im Handelsblatt unter „Angstmacherei“ und „Verschwörungstheorie“ abhandelte, hatte tags zuvor immerhin der Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller vor einem Einbruch der Aktienmärkte gewarnt. „Ein Kollaps ist jederzeit möglich – sowohl an den Aktien- als auch an den Immobilienmärkten“, sagte er Blumes Blatt. Shiller hatte die Internetblase 2000 und die Immobilienblase 2007 korrekt vorausgesagt. Zeitlich festlegen wollte er sich indes diesmal nicht.

Vorndrans Aussagen unterstützte auch der Chefanalyst des Anfang 2018 gegründeten Investmentfonds Solvecon, Folker Hellmeyer. Der zuvor für die Bremer Landesbank tätige Chefanalyst sah Europa auf einem guten Weg. „Die Eurozone hat ihre Hausaufgaben gemacht.“ Das Defizit liege bei nur 0,5 Prozent für 2017. Die USA dagegen verschuldeten sich um 5,5 Prozent pro Jahr.

Und wer zahlt diese Schulden zurück? „Der Staat sicher nicht“, wie Marc Friedrich vom Autorenduo Friedrich und Weik erklärte. Der Wirtschaftswissenschaftler, der wegen Erkrankung ohne Matthias Weik auftrat, meinte, es gebe nur drei Wege, wie es mit den angesammelten Staatsschulden weitergehen könne. „Der Staat wertet das Geld ab, die Schulden werden auf die Bürger abgewälzt, oder es gibt Krieg.“ Der Crash bleibt für die beiden Honorarberater, um ihr Erfolgsbuch zu zitieren, die Lösung. „Um so eher die Blase zum Platzen gebracht wird, desto geringer ist der Schaden.“

China und Indien fragen mehr Uran nach

Neben Euro-Crash-Propheten und Gold-Jüngern fanden sich mit der kanadischen GoviEx Uranium Inc. und der US-amerikanischen Uranium Energy Corporation (UEC) zwei Firmen, die sich auf einen wachsenden Uranmarkt vorbereitet haben. Daniel Major, Chef vom Dienst bei GoviEx, sagte, er erwarte eine steigende Nachfrage nach dem Brennstoff für Atomreaktoren. „Vor allem China und Indien zeigen große Bautätigkeit“, sagte er der JUNGEN FREIHEIT. „China standardisiert seine Meiler immer mehr, so daß jedes Jahr mehr neue Reaktoren gebaut werden als noch im Vorjahr.“ China und Indien haben etwa 20 Kernkraftwerke im Bau.

Seit Beginn 2018 wurden allein in der Volksrepublik fünf Meiler fertiggestellt. Peking plane bis 2050 weitere 230 Reaktoren. Die deutsche Scheu vor der Atomenergie könne Major nicht nachvollziehen. „Die Strahlung in den geräumten Gebieten Fukushimas ist geringer als die natürliche Strahlung in Chicago.“ Die US-Stadt hält laut Gesundheitsamt die Risiken durch Strahlungsdosen unter 50 Millisievert pro Jahr für „nicht meßbar“. In Japan sind dagegen Gemeinden in der Präfektur Fukushima, die im Durchschnitt nur 37 Millisievert pro Jahr ausgesetzt sind, geräumt. „Nach Fukushima herrschte eine große Panik. „Jeder denkt immer gleich an Atombomben“, findet Major.

Sein Unternehmen habe aussichtsreiche Projekte in Madaouela (Niger), Mutanga (Sambia) und Faleo (Mali). Die Atomenergie sei bis zu hundertmal effizienter in der Energieausbeute als Erneuerbare Energien, „speziell im sonnenarmen Deutschland“. Außerdem stelle die Kernenergie den einzigen grundlastfähigen Energieträger dar, der auch zur Energiewende beitragen könne. Wetterabhängige Erneuerbare Energieen liefern dagegen „Zappelstrom“ (JF 11/18).

Des weiteren werde der Uranmarkt in naher Zukunft eine Schere aufweisen. Der Verbrauch der 454 weltweit existierenden Meiler liegt bei 70.000 Tonnen Uran pro Jahr. Produziert werden aber nur 60.000 Tonnen. Auch die Reserven aus abgerüsteten Atomwaffen würden inzwischen knapp. 2006 wurde noch etwa ein Drittel der weltweiten Uranversorgung aus ausrangierten Atombomben gedeckt. „Die Produktion in Madaouela und Mutanga kann 2021 und 2023 starten“, versprach Major.

UEC hingegen weißt zwei eigene Stärken auf. Die Produktion finde in den politisch stabilen USA statt, und das Unternehmen bereitet das Uran auch gleich auf. Doch, so weiß auch Robert Shiller: Die Realwirtschaft ist stark von Emotionen abhängig. „So ist es auch mit Trump – eigentlich ist er ein Clown, trotzdem weckt er die ‘Animal Spirits’. Und die realen Folgen in der Wirtschaft können wir beobachten.“

 www.edelmetallmesse.com

 www.goviex.com