© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/18 / 16. November 2018

Identitätsprobleme des deutschen Vielvölkerstaats
Verfehlte „Holocaust-Erziehung“
(dg)

Die Aussage Alexander Gaulands, die NS-Zeit betreffe unsere Identität heute nicht mehr, sei „infame Apolegetik“ und zugleich der vergebliche Versuch, unseren Nachbarländern eine um das Dritte Reich kupierte Sicht auf die deutsche Geschichte vorzuschreiben, empört sich Alexander Brakel, Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jerusalem (Die Politische Meinung, 551/2018). Die „Monstrosität der Besatzungsverbrechen und des millionenfachen Völkermords“ bedeute, „anders als von rechter Seite unterstellt“, keine Befestigung der „Schuldkultur“, doziert der promovierte Historiker. Wohl aber diene die Erinnerung daran der Erziehung zu „historischer Sensibilität“. Auch dafür taugten aber die NS-Verbrechen nicht, wie im selben Heft die islamische Religionspädagogin Lamya Kaddor argumentiert. Denn der Bezug zur NS-Zeit sei bei Eingewanderten „nicht ‘biologisch’ verankert“. Deshalb täten Jugendliche mit außereuropäischem Migrationshintergrund diese „Geschehnisse allzu leicht als irrelevant“ ab. Diese Haltung münde in „Relativierung“. Herkömmliche Konzepte der „Holocaust-Erziehung“, die weniger auf Wissen als auf „Moral- und Werterziehung“ zwecks Immunisierung gegen „Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit“ setzen, seien daher verfehlt und schreckten Muslime eher ab. 


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