© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/18 / 23. November 2018

AfD-Spendenaffäre
Vielfältig geschwächt
Jörg Kürschner

Selbstverschuldet hat sich die AfD in eine Krise manövriert. Ausgerechnet jetzt, da die Bundestagsfraktion die Koalition in Sachen UN-Migrationspakt erfolgreich vor sich hertreibt. Die Spendenaffäre wird der Partei in vielfältiger Weise schaden. Finanziell, denn Strafzahlungen wegen zu später Rückzahlung sind happig. Von bis zu 400.000 Euro ist die Rede. Moralisch, denn die AfD wollte eine Alternative zu den anderen Parteien sein. Vom anspruchsvollen Saubermann-Image bleibt wenig übrig. Parteipolitisch, denn Fraktionschefin Alice Weidel ist geschwächt, im Meinungsstreit mit dem politischen Gegner ebenso wie in der AfD. Es ist das Problem der Fraktionschefin, daß die Spende personalisiert war („Wahlkampfspende Alice Weidel“), denn damit wird die Verantwortung erst in zweiter Linie der AfD zugeschrieben.

Häme im Politikbetrieb und ein möglicherweise langes Gerichtsverfahren können belasten, selbst wenn vielleicht am Ende juristisch gar nicht viel beanstandet wird. Schon ist von den „braunen Spenden“ die Rede, als ob es schwarze Kassen oder Bonusmeilen-Affäre nie gegeben hätte. Andererseits hat Weidel sich persönlich nicht bereichert. Die Spenden sind zwar zu spät, aber ohne öffentlichen Druck zurücküberwiesen worden. Unverständlich bleibt ihr Verhalten trotzdem. Deshalb sollte sie sich bald umfassend erklären; in ihrem eigenen Interesse aber auch, um Schaden von der AfD abzuwenden.