© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/18 / 23. November 2018

Aufgeschnappt
Es raucht vor Wut
Matthias Bäkermann

Viel Feind, viel Ehr, dachte sich wohl Ronald Peuschel von der „Grünen Liga Westsachsen“ und setzt in Zeiten von Diesel-Fahrverboten aufgrund von Feinstaub-Emissionen und Stickoxiden auf eiserne Konsequenz. Wenn schon Abgase in freier Natur zu Repressionen führen, verlangten Emissionsquellen zu Hause doch erst recht nach Feinstaubfiltern: „Jeder schädliche Stoff, der nicht in die Umwelt kommt, ist gut. Vor allem in geschlossenen Räumen“, zitiert das Portal „Tag 24“ der Dresdner Morgenpost vergangenen Montag den 65jährigen Umweltschützer. Im Visier hat Peuschel – ausgerechnet zur anstehenden Adventszeit – die beliebten Räuchermännchen. 

Sofort setzte dieser Angriff auf das traditionelle Kulturgut in Peuschels Heimat ganze Schwaden von Wut frei. „Das ist grober Unfug“, schimpft Dieter Uhlmann vom Verband der Erzgebirgischen Kunsthandwerker, „Räuchermännchen gibt es seit 170 Jahren. Warum sollte man sie aus ideologischen Gründen ändern?“ Auch Tino Günther aus Seiffen ist zornig und sorgt sich um die weihnachtliche Tradition des heimelig-duftenden Qualms. Sicher stießen seine Männchen ebenso wie Kerzen Feinstaub aus, räumt der Holzschnitzer ein. Gesetzliche Gängelungen lehnt der trotzige Erzgebirgler trotzdem strikt ab: „Was daheeme ist, ist daheeme!“