© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/18 / 23. November 2018

„Nicht noch mehr Karawanen“
Mexiko: Die Grenzstadt Tijuana stöhnt unter dem Ansturm Tausender Migranten / Trump will „Invasion“ stoppen
Michael Link

Hunderte Menschen protestierten vergangenen Sonntag in der mexikanischen Grenzstadt Tijuana gegen die Ankunft von Flüchtlingen aus Mittelamerika. Sie zeigten Transparente mit der Aufschrift „Nicht noch mehr Karawanen“ und schwenkten mexikanische Flaggen. „Tijuana ist eine Stadt der Migranten, aber nicht auf diese Art und Weise“, betonte Bürgermeister Juan Manuel Gastélum.

Die Stadt im Bundesstaat Baja California sieht sich in diesen Tagen mit einer beispiellosen Migrationswelle konfrontiert. Vergangene Woche erklommen nach einer Tausende Kilometer langen Reise durch Mexiko die ersten Migranten aus Honduras, El Salvador und Guatemala den Grenzzaun zu den USA an der pazifischen Küste. Die Aktion versetzte die Beamten des US-Grenzschutzes in Alarmbereitschaft, sie griffen allerdings nicht ein.

Die Mittelamerikaner gehörten zu einer ersten Gruppe von 357 Personen, die am Dienstag der Vorwoche in neun Bussen in Tijuana ankamen. Dort waren Anfang dieser Woche bereits 2.500 Menschen in Notunterkünften untergebracht. Die Ankunft weiterer 3.000 Personen wird für den Rest der Woche erwartet. Der Minister für soziale Entwicklung des Bundesstaats Baja California, Alfonso Alvarez Juan, stellte ihre Unterbringung in weiteren Sportanlagen in Aussicht.

Auch viele Mexikaner und Mittelamerikaner, die aus den USA abgeschoben werden, lassen sich in Tijuana nieder. Als Grenzstadt profitierte Tijuana bislang von dem Handel mit den Vereinigten Staaten . Indessen wächst jedoch die Sorge der Bewohner und Unternehmer in der Region, daß sich die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten mit der Ankunft einer größeren Zahl von Flüchtlingen bald verschlechtern könnten.

US-Präsident Donald Trump betonte wiederholt, die Migranten nicht in die USA zu lassen. Er warnte vor einer „Invasion“ und ließ 5.600 Soldaten an die Grenze verlegen, um die Menschen zu stoppen. Die Grenzbeamte beklagten jedoch zuletzt, daß auf beiden Seiten des San Luis Port of Entry Migranten illegal eingedrungen seien. Die Grenzmauerinfrastruktur an diesem Grenzübergang rund 150 Kilometer östlich von Tijuana gilt als veraltet. Überdies hätten zahlreiche Menschen begonnen, Teile des Colorado River in der Nähe von Yuma zu durchqueren. Arizonas Einwanderungsbehörde forderte nun weitere Truppen zur Sicherung der Grenze.