© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/18 / 23. November 2018

Protektionismus und Zölle können wirtschaftlich vorteilhaft sein
Trump schlägt Ricardo
Jörg Fischer

Als Donald Trump ein weiteres Wahlversprechen einlöste und Importzölle verhängte, war die Häme groß. Damit schnitten sich die USA ins eigene Fleisch, denn schon im VWL-Grundstudium lerne man David Ricardos Theorie der komparativen Kostenvorteile – sprich: Globaler Freihandel sei wohlstandssteigernd.

Daß sich die vor 200 Jahren veröffentlichte Außenhandelstheorie kaum auf die heutige Situation übertragen läßt, wußte Peter Navarro – und nun dürfte sich Trumps Wirtschaftsberater erneut bestätigt fühlen: Die US-Importzölle auf chinesische Waren werden zu drei Vierteln von China getragen. Das geht aus einer Studie von Gabriel Felbermayr (Ifo-Institut) und Benedikt Zoller-Rydzek (KOF Zürich) hervor. „Das Problem mit dem Protektionismus ist, daß er sich tatsächlich wirtschaftlich vorteilhaft auf die USA auswirken kann“, ärgert sich der eingefleischte Trump-Kritiker Felbermayr. Die Zölle ließen zwar die US-Verbraucherpreise für die betroffenen Einfuhrgüter um 4,5 Prozent steigen und die Produzentenpreise für chinesische Hersteller um 20,5 Prozent sinken. Aber gleichzeitig werde der Export dieser Güter in die USA um 37 Prozent sinken. Das könne das Handelsdefizit der USA gegenüber China um 17 Prozent senken – was ein weiteres Wahlversprechen war.

Die US-Zolleinnahmen würden um 22,5 Milliarden Dollar steigen, der Nettogewinn der USA werde – wegen der höheren Verbraucherpreise – etwa  18,4 Milliarden Dollar betragen. Die chinesischen Gegenzölle auf Agrargüter belasten allerdings die US-Farmer, und diese entziehen Trump ihre Unterstützung. Auf die Exportnation Deutschland ist diese Washingtoner Politik aber nicht übertragbar. Deutsche Exportfirmen sind auf offene Märkte existentiell angewiesen. Daher ist Häme gegenüber unserem wichtigsten Exportmarkt USA wie auch beim Brexit völlig fehl am Platz.

„Wer bezahlt Trumps Handelskrieg mit China?“, in Ifo Schnelldienst 22/18:  www.ifo.de