© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/18 / 30. November 2018

Grüße aus Wien
Rebellischer Staatsmann
Michael Link

Es ist nicht die erste Pressekonferenz, die ich besuche. Doch es ist die erste, bei der mich dieses beklemmende Gefühl begleitet. Eine schier lückenlose Wand von Polizisten vor mir und eine größere Menge lautstark skandierender Demonstranten hinter mir machen die letzten Meter bis zu der Pressekonferenz in der Wiener Innenstadt zu einem Spießrutenlauf. Doch zu meinem Erstaunen winkt mich ein Polizist sofort durch, als ich ihm das Wort „Pressekonferenz“ entgegenstottere.

Die vermeintliche Hürde hinter mir gelassen, schreite ich nun noch gespannter dem Raum des Geschehens in der Buchhandlung Frick entgegen. Angesichts des Andrangs von Journalisten erweist sich den Raum zu betreten allerdings als schwieriger, denn die Polizeikette hinter mir zu lassen. Und so bleibe ich noch einige Minuten an der Türschwelle stehen, ehe drei Personen schwitzend den Raum verlassen und ich zwei Schritte in denselben zu treten vermag.

Drohungen gegen die Buchhandlung Frick als Grund für das große Polizeiaufgebot.

Erst jetzt erblicke ich Heinz-Christian Strache, um den sich in und vor der Buchhandlung alles dreht. „Vom Rebell zum Staatsmann“ lautet der Titel des Buches von Martin Hobek über den Chef der Freiheitlichen (FPÖ). Der Historiker Martin Hobek hat es sich in seinem Werk zum Ziel gesetzt, die vergangenen 20 Jahre seines langjährigen Weggefährten historisch aufzubereiten und den Weg „HC“ Straches vom Landtagsabgeordneten zum Vizekanzler und Sportminister genau nachzuzeichnen.

In Anspielung auf den Buchtitel räumt Strache ein, mit den Jahren ruhiger und gelassener geworden zu sein. Doch die Aufregung um diese Veranstaltung und seine Person scheint ihn nicht ganz kaltzulassen. 

„Das stimmt einen traurig“, meint Strache, während die Demonstranten vor der Buchhandlung mit Trillerpfeifen, Sirenen und Transparenten gegen ihn, die FPÖ und eine strenge Asylpolitik demonstrieren. Neben den Protesten waren auch, wie ich hier vernehme, Drohungen gegen die Buchhandlung Frick der Grund für das große Polizeiaufgebot.

Als ich die Buchhandlung wieder verlasse, um mich auf den Weg zu einer Ausstellungseröffnung zu begeben, ist es vor der Buchhandlung ruhiger geworden. Die Demonstranten sind weitergezogen, nur die Polizei ist geblieben. Vor allem aber meine Neugier: Wieviel Rebell steckt noch in HC? Mal sehen, ob mir das Buch die Antwort liefern wird.