Nach dem Zweiten Weltkrieg in den Straßen Roms: Pasquale Maggi (Franco Interlenghi) und sein Freund Giuseppe Filippucci (Rinaldo Smordoni) versuchen sich mit kleinen Gaunereien und illegalen Geschäften auf dem Schwarzmarkt über Wasser zu halten und ihre Träume von einem eigenen Pferd endlich zu verwirklichen. Natürlich erlauben die dürftigen Einnahmen ihres Hauptberufs als Schuhputzer dies nicht. Giuseppes älterer Bruder Attiloo bietet ihnen einen Job an, bei dem sie mit Hilfe eines stadtbekannten Hehlers und Ganoven eine Wahrsagerin um viel Geld erleichtern sollen. Ihr Betrug ermöglicht ihnen die langersehnte Anschaffung des Pferdes.

Doch werden die Jungen kurz darauf von der Polizei verhaftet und in ein Jugendgefängnis gebracht. Vor Gericht wird Giuseppe zu einem, Pasquale zu zwei Jahren Haft verurteilt. Als die beiden einen Fluchtversuch unternehmen, lösen sie damit einen Gefangenenaufstand aus. Bei den Ausschreitungen stirbt einer von Pasquales Freunden, und dieser gibt Giuseppe nun die Schuld an dessen Tod. Er verfolgt den fliehenden Giuseppe, holt ihn ein, und es kommt zu einem tödlichen Kampf …

Wie in seinem Meisterwerk „Fahrraddiebe“ (JF38/18) steht Vittorio de Sicas kämpferischer Humanismus im Stil einer dokumentarischen Reportage über römische Straßenjungen in der Nachkriegszeit, die als Kleinkriminelle ihr elendes Dasein fristen, auch in diesem Film an erster Stelle. In „Schuhputzer“ (Sciuscia, Italien 1946) schildert er schonungslos Menschen mit liebeleerer Kindheit und klagt die Jugendgefängnisse als Verbrecherschulen an, in denen der Staat als Erzieher den entgleisten Jungen Steine statt Brot bietet. „Schuhputzer“ ist ein Schlüsselwerk des italienischen Neorealismus. Außergewöhnlich dicht in der Beschreibung von Milieu, Charakteren und Nachkriegsatmosphäre und wegen seiner realistischen Zeichnung in seiner menschlichen Haltung ergreifend, ist de Sicas „Schuhputzer“ mit seiner eigenständigen Filmsprache eine einfühlsame Studie, die Partei für junge Menschen ohne Zukunft ergreift und die Welt der Jugendlichen mit künstlerischem Engagement beleuchtet.

Als Bonus gibt es ein informatives Beiheft mit vielen Bildern und Interviews über den Regisseur.

DVD: Schuhputzer. Pidax Film 2018, Laufzeit etwa 86 Minuten