© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/18 / 30. November 2018

CDU-Politiker exportiert den Schuldkult nach Namibia
Zahlungsmoral wachhalten
(ob)

Eine Milliarde Euro sind seit 1989 aus dem bundesdeutschen Entwicklungshilfeetat nach Namibia geflossen. Genützt hat es dem ehemaligen Deutsch-Südwestafrika wenig. Mit dieser frustrierenden Bilanz wollte sich der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) natürlich nicht abfinden. So ernannte er den CDU-Politiker Ruprecht Polenz zum „Sondergesandten für die deutsche-namibische Vergangenheitsbewältigung“. Die Regierung in Windhuk griff diese Offerte freudig auf und erschloß sich mit der von deutscher Seite naiv zur „politisch-moralischen Frage“ hypostasierten „Kolonialschuld“ eine neue Geldquelle. Während Polenz nun darüber schwadroniert, Deutschland wolle „um Entschuldigung bitten, vorhandene Wunden heilen“ und sich der „Verantwortung stellen“, geht es den erfrischend pragmatischen Namibiern nicht um „Wunden“ aus wilhelminischer Zeit, an die sich ohnehin kaum jemand mehr erinnert, sondern ordinär um Bares. Aus ihrer Sicht läßt Polenz mit dem „Particularly Affected Communities Trust“ daher eine neue Geldquelle sprudeln, die, anders als die ständig versickernde Entwicklungshilfe, „Lebenschancen junger Menschen“ verbessern werde (Herder Korrespondenz, 10/2018). Dazu fließt reichlich Steuergeld aus der „Zukunftsstiftung gemeinsame Erinnerungskultur“, die deutsche Zahlungsmoral wachhalten soll. 


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