© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/18 / 07. Dezember 2018

Zeitschriftenkritik: Frank & Frei
Europäische Bruchlinien
Werner Olles

Eine Mission der Uno soll feststellen, ob in Österreich die Menschenrechte eingehalten werden. Werner Reichel, Chefredakteur des viermal jährlich erscheinenden Magazins für Politik, Wirtschaft und Lebensstil Frank & Frei, beschreibt in seinem Vorwort der aktuellen Ausgabe (Nr. 07/2018), wie vor allem der ORF und Medien wie der Standard, Profil, Falter oder Kurier seit dem Amtsantritt der ÖVP/FPÖ-Regierung eine düstere Parallelwelt zeichnen, „die von Nazis, Rechtspopulisten, Kapitalisten, Rassisten, Burschenschaftern, Neoliberalen, Homophoben, Sexisten und anderen fiesen Kreaturen bevölkert“ werde. Natürlich habe das mit der Realität nichts zu tun, doch werde „konsequent an den Interessen der Bürger vorbei“ berichtet. Dabei müsse man sich um die Presse- und Meinungsfreiheit in Deutschland und Österreich tatsächlich Sorgen machen, doch liege dies vor allem am Personal in den Redaktionen und Chefetagen der etablierten Medien. 

Schwerpunkt der Ausgabe ist die Europäische Union und deren unsichere Zukunft. So sieht der Publizist Andreas Unterberger die EU auf der Weltbühne als Statist, innerlich zerstritten, die großen Probleme ungelöst. Er plädiert für Pluralismus und Vielfalt nationaler Identitäten, Recht auf Heimat, Selbstbestimmungsrecht, direkte Demokratie und Eigenverantwortung als Gegenkonzept zum französischen Präsidenten Macron, der noch mehr zentralisieren wolle. Daß das Projekt EU in einer Sackgasse steckt und immer mehr Bruch- und Frontlinien die Union zu zerreißen drohen, sieht auch der Soziologe Fabio Witzeling. Brüssel reagiere auf politische Gegen- und Erneuerungsbewegungen wie die aufstrebenden rechtspopulistischen Parteien und die widerspenstigen Osteuropäer zunehmend hysterisch, halte jedoch unbeirrt an seinem von Hypermoral getragenen politischen Kurs fest. 

Eine Preisverleihung der besonderen Art beschreibt Peter zu Stolberg. Im Juni 2018 wurde erstmals der Thomas-Morus-Preis verleihen, der Anstand und ehrenhaftes Verhalten auszeichnet und sich an Politiker und im täglichen Leben aktive Menschen richtet, die sich an Thomas Morus (1478–1535) orientieren, dem englischen Spitzenpolitiker, der sich nicht an die damalige „politische Korrektheit“ unter König Heinrich VIII. hielt, sondern auf sein Gewissen hörte und bei seinem christlichen Glauben blieb. Der vom „Alten Orden vom St. Georg“ gestiftete Preis wurde in einer feierlichen Veranstaltung im Kaisersaal des Stiftes Heiligenkreuz in Anwesenheit des katholischen Nuntius Erzbischof Zurbriggen, Bischof Andreas Laun, der Äbte Maximilian Heim und Gregor Henkel von Donnersmarck an Ernest Kardinal Simoni aus Albanien verliehen, der unter der kommunistischen Herrschaft Enver Hoxhas dreißig qualvolle Jahre litt.

Interviews mit der österreichischen Außenministerin Karin Kneissl, dem Weltwoche-Herausgeber Roger Köppel und Thilo Sarrazin komplettieren das Heft. 

Kontakt: Verlag Frank & Frei, Nikolsdorfer Gasse 1, A-1050 Wien. Das Einzelheft kostet 8,50 Euro, ein Jahresabo 40 Euro. 

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