© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/18 / 07. Dezember 2018

Umwelt
Macrons Energie
Volker Kempf

Emmanuel Macron knickt vor dem „Gelbwesten“-Protest ein: Die CO2-Steuer für Benzin und Diesel wird vorerst verschoben. Der Kohleausstieg kommt aber wie geplant 2022. Nur die Reduzierung des Atomenergieanteils auf 50 Prozent des Strommixes verzögere sich bis 2035, erklärte der Staatspräsident bei der Vorstellung des neuen französischen „Klimarates“. Daher solle das 40 Jahre alte oberelsässische AKW Fessenheim (FSH) erst im Sommer 2020 abgeschaltet werden. Die Schließung würde damit von der Inbetriebnahme des dritten Reaktors im AKW Flamanville (Normandie) entkoppelt. Auf der deutschen Rheinseite wird Macrons Plan begrüßt, aber die Skepsis bleibt. Und was wird danach? Die Gemeinde Fessenheim und die Region brauchen Perspektiven. Ein Gewerbepark soll entstehen. Es wird über Geothermie und Windkraft diskutiert.

Ob auch Lehren aus deutschen Fehlern

gezogen werden, ist noch nicht erkennbar.

Eine nach 1945 wegen fehlenden französischen Interesses nicht wiedererrichtete Bahnverbindung von Freiburg über Breisach nach Colmar soll durch einen Brückenneubau Wirklichkeit werden. Das AKW Fessenheim gehört der staatlich dominierten Électricité de France (EDF), aber auch der teilstaatliche Karlsruher Energiekonzern EnBW hält 17,5 Prozent der Anteile. Das macht deutlich, daß der zu bedienende Stommarkt deutsch-französisch zu sehen ist. Auf deutscher Seite soll der Atomausstieg 2022 vollendet sein, was die Stromversorgung nicht einfacher macht. Macron will Frankreich seine eigene „Energiewende“ aufdrücken. Diese erinnert an die Energiepolitik Deutschlands. Ob auch Lehren aus deutschen Fehlern gezogen werden, ist noch nicht erkennbar. Steigen neben den schon jetzt hohen Spritpreisen bald auch die Strompreise in Frankreich, könnte Macron vielleicht nicht nur seine Meinung zu Fessenheim erneut ändern.