© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/18 / 07. Dezember 2018

Tropfen der Kameradschaft
Französische Fremdenlegion: Der Verkauf eigener Weine kommt auch verwundeten Veteranen zugute
Boris T. Kaiser

Das Verhältnis unserer französischen Nachbarn zu ihrem Wein ist legendär. Das Getränk ist für sie weit mehr als nur eine alkoholische Tischbeigabe zu gutem Essen und Treibstoff für gesellige Abende. Ein guter Wein ist für die meisten stolzen Franzosen Sinnbild ihrer Lebensart, Kulturgut und von geradezu identitätsstiftendem Charakter.

Dieser identitätsstiftende Charakter ist so stark, daß der Wein sogar Fremde aus der ganzen Welt zu – zumindest gefühlten – Franzosen machen kann. Wohl kaum eine andere Errungenschaft aus Frankreich hat die Sympathie zu diesem Land so sehr beflügelt wie der Wein. 

Genau daran knüpft ein Projekt aus Puyloubier an: Die französische Fremdenlegion, in der Freiwillige aus über 150 Nationen dienen, baut ihren eigenen Wein an und vertreibt diesen international über das Internet. Unter legion-boutique.com werden die „Weine der Legion“ zum Kauf angeboten. Das Ganze sogar zu durchaus erschwinglichen Preisen. Den günstigsten gibt es bereits für 4,50 Euro je Flasche. Das Etikett des klassischen Rotweins ziert ein wie in Stein gemeißelt wirkendes Legionärsporträt. 

Bei der Optik der Weinflaschen wird vor allem auf prägende Symbolik gesetzt. Das Motiv des Adlers taucht immer wieder auf, und natürlich die „Siebenflammige Granate“, das strahlende Abzeichen der Legion, in der besonders nach dem Zweiten Weltkrieg auch zahlreiche Deutsche Dienst leisteten. Für 6,50 Euro bekommt man den Rosé „Miss Kepi Blanc Camarón“. Dessen Flasche ziert das schmucke Bild einer jungen Dame im Stile eines klassischen Soldaten-Pin-up-Girls.

Die Treue innerhalb der Legion ist legendär

In einer Zeit, in der bei der deutschen Bundeswehr und vielen anderen Truppen vollends der Gender-Gaga ausgebrochen ist, scheint zumindest bei der „Légion étrangère“ noch eine geradezu herzerquickende Soldaten-Normalität zu herrschen. Wein, Weib und Gesang haben hier noch nicht ihren wohlklingenden, die Männer dieser Welt seit Jahrtausenden beseelenden Dreiklang verloren. 

Damit sind die französischen Legionärstropfen auch bestens als politisch inkorrektes Geschenk oder zum Auftrumpfen vor den eigenen Gästen geeignet. Für größere Feierlichkeiten, oder schlicht für Weinfreunde mit größerem Durst, gibt es im Internetladen der Legionäre auch „Feldflaschen“ in der 1,5 Liter starken Magnum-Version. 

Der Wengert, an dem der Wein angebaut wird, sowie der Shop selbst und mehrere angebundene Werkstätten für allerlei Kunsthandwerke wie Beispielsweise eine Buchbinderei werden auch von ehemaligen Soldaten der Truppe betrieben. Die Erlöse sollen der Pflege und Unterstützung derer dienen, die ihren Einsatz für die Legion mitunter mit schweren körperlichen und seelischen Schäden bezahlen mußten. Wie in jeder Armee sind posttraumatische Belastungsstörungen sowie viele weitere chronische physische und psychische Erkrankungen keine Seltenheit unter den Veteranen.

„Niemals aufgeben, weder in der Schlacht noch im Leben“, so lautet ein unveränderliches Prinzip der Légion étrangère. Durch die Arbeit im Projekt und die Unterstützung aus den Einnahmen sollen die einstigen Legionäre zur Einhaltung und Vergewisserung dieses Prinzips ermutigt werden. Die Legion vergißt keinen ihrer Kameraden. Viele Länder und ihre Armeen, nicht zuletzt Deutschland und das Verteidigungsministerium, könnten sich von der gegenseitigen Treue der Legion und ihrer Legionäre eine Scheibe abschneiden. Das Motto der Legion lautet: „Legio Patria Nostra“, was ins Deutsche übersetzt soviel heißt wie: „Die Legion ist unser Vaterland“. Zwar braucht die Bundesrepublik keine Fremdenarmee, aber in dem Leitsatz steckt eine interessante Erkenntnis hinsichtlich der Integration: Menschen aus über 150 Nationen können unter gemeinsamer Flagge kraftvoll an einem Strang ziehen. Es muß nur für alle klar sein, welche Flagge es ist und wofür diese selbstbewußt steht. Vielleicht könnten ein paar große Schlücke Legionärswein diese Erkenntnis auch bei den Multikulti-Enthusiasten hierzulande durchsickern lassen. Im Wein soll ja bekanntlich die Wahrheit liegen.