© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/18 / 14. Dezember 2018

Streit um Namensgebung des Königsberger Flughafens
Kampf um Kant
Erika Steinbach

Im früheren Königsberg, heute Kaliningrad, ist ein Krieg ausgebrochen. Ein Namenskrieg. Darf der Flughafen nach Immanuel Kant benannt werden oder nicht. Die Kaliningrader sind stolz auf Kant. Für viele ist der deutsche Philosoph inzwischen sogar „ihr“ Kant. Es gibt ein Kant-Museum, Kant-Kongresse und Kant-Jahrbücher. Welch positive Emotionen mit dem Philosophen verbunden sind, wird an den zahllosen Brautpaaren erkennbar, die sich sommers wie winters vor dem Kant-Mausoleum ablichten lassen. So lief die Abstimmung über den neuen Namen zunächst auf Kant hinaus. Die Kaliningrader mögen „ihren“ Kant.

Im entfernten Moskau wurde die Entwicklung mit Unmut registriert und erfolgreich bekämpft. Sind die Kaliningrader nun schlechtere Patrioten als andere Russen, weil sie sich aus ihrer Erfahrung heraus für den deutschen Philosophen als Namenspatron entscheiden wollten? Nein, natürlich nicht. Kant ist zu einem selbstverständlichen Teil der Kaliningrader geworden. Für Patrioten gehört er dort inzwischen dazu. Was sich von Moskau aus in Rußland derzeit tut, hat mit Patriotismus eher wenig zu tun. Es ist engstirniger Nationalismus.






Erika Steinbach,  ehemalige CDU-Politikerin, war von 1998 bis 2014 Präsidentin des Bundes der Vertriebenen und von 1990 bis 2017 Mitglied des Bundestages.