© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/18 / 14. Dezember 2018

Von tiefem Glauben geleitet
Dag Hammarskjölds Tagebücher ausgewertet
Werner Olles

Dag Hammarskjöld, 1905 in Schweden geboren, wurde  wie sein Vater Politiker. 1953 und 1957 wählte die Uno ihn zum Generalsekretär. Dieser schweren Aufgabe widmete er seine ganze Kraft bis zu seinem Tod. Es war die Zeit des Kalten Krieges zwischen Ost und West, der Entkolonialisierung und der damit verbundenen Bürgerkriege und politischen Wirren in Afrika. In diesem Klima von Angst, Gewalt und Machthunger wußte Hammarskjöld, daß er mit seiner großen Aufgabe kaum Erfolg ernten konnte. Am 17. September 1961 fand er bei einem Flugzeugunglück den Tod. Als Uno-Generalsekretär wollte er den blutigen Bürgerkrieg im Kongo, dem heutigen Zaire, beenden. Es ist gewiß keine Verschwörungstheorie, daß er von denen getötet wurde, denen er Frieden bringen wollte. Hammarskjöld hatte sich im Sommer 1961 intensiv bemüht, im Kongo Frieden zu schaffen. 

Der Kapuzinerpater Wilhelm Germann, von 1971 bis 1981 als Missionar in Tansania im Einsatz und heute in der Klostergemeinschaft in Baldegg in der Schweiz lebend, hat aus Dag Hammarskjölds Tagebuch einige geistliche Perlen ausgewählt und gedeutet. Sie geben Zeugnis davon, wie tief verwurzelt der Politiker in der christlichen Tradition war. In seinem Tagebuch „Zeichen am Weg“, das nach seinem Tod gefunden wurde, läßt uns Hammarskjöld erahnen, woraus er die Kraft für den Einsatz seines Lebens bis zur „tiefen Erniedrigung“ schöpfte und warum er diesen Weg als „Erhöhung“ verstand. Seine ganze Kraft schöpfte er aus der Geborgenheit in Gott, und selbst seine knapp formulierten Gedanken zeugen von radikaler Ehrlichkeit und großer spiritueller Tiefe. 

Hammarskjöld verband so christliche Mystik, Politik und Engagement für die Menschen. Als er erkannte, daß sein gefährlicher Einsatz wohl nicht gut ausgehen würde, schrieb er: „Des Glaubens Nacht – so dunkel, daß wir nicht einmal den Glauben suchen dürfen. Es geschieht in der Gethsemani-Nacht, wenn die letzten Freunde schlafen, alle anderen deinen Untergang suchen und Gott schweigt, daß die Vereinigung sich vollzieht.“ Am Ende seines Lebens hatte er begriffen, daß der Glaube Gottes Vereinigung mit der Seele ist, und daß die Vereinigung sich in der Nacht des Glaubens vollzieht.

Wilhelm Germann: Dag Hammarskjöld. Geistliche Perlen aus seinem Tagebuch. Media Maria Verlag, Illertissen 2018, gebunden, 92 Seiten, 12,50 Euro