© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/18 / 14. Dezember 2018

Meldungen

„Domesday Book“: Projekt vieler Jahrzehnte

CHICAGO. Zu Weihnachten 1085 veranlaßte der englische König Wilhelm I. der Eroberer die Erstellung einer descriptio totius Angliae, also Landesbeschreibung für ganz England. Der gängigen Theorie zufolge wurden die Rohdaten für das daraufhin angelegte Grundkataster, genannt „Buch von Winchester“ – beziehungsweise auch „Domesday Book“ wegen der verordneten Endgültigkeit der Einträge – innerhalb eines Dreivierteljahres zusammengetragen. In Wirklichkeit dauerte das Vorhaben aber wohl sehr viel länger. Vielleicht war das Buch, das zu den wichtigsten Quellen der englischen Geschichte gehört, sogar erst Jahrzehnte nach dem Tode des Königs im September 1087 fertig. Das jedenfalls behauptet jetzt die Historikerin Carol Symes von der University of Illinois im Fachblatt Speculum (4/2018). Dabei stützt sie sich auf zwei zeitgenössische Textkörper, nämlich die Exeter-Manuskripte und eine Pergamentrolle aus Burton-upon-Trent. Diese zeigen, wie zäh und kompliziert die Datenerhebung verlief. (ts)

 www.journals.uchicago.edu





Vulkanausbruch sorgte für Hungerkatastrophe

CAMBRIDGE. Das Jahr 536 n. Chr. war wohl das fatalste in der Geschichte Europas – schlimmer als 1918, als die Spanische Grippe ausbrach, welche mehr Menschen hinwegraffte als der Erste Weltkrieg, und auch schlimmer als 1347, das Jahr, in dem der „Schwarze Tod“ auf unserem Kontinent Einzug hielt. Ab 536 verdunkelte sich für längere Zeit die Sonne, weshalb die Durchschnittstemperatur um bis zu 2,5 Grad fiel. Dies führte zu einem Massensterben infolge von Mißernten und Hunger. Bislang war unklar, was die Katastrophe ausgelöst hatte. Nun scheinen der Mediävist Michael McCormick von der Harvard University und der Glaziologe Paul Mayewski von der University of Maine aber die Lösung des Rätsels gefunden zu haben (Online-Ausgabe von Antiquity vom 14. November 2018). Im Eis des 4.452 Meter hohen Alpenpasses Colle Gnifetti entdeckten sie charakteristische vulkanische Glaspartikel, die auf große Ausbrüche der isländischen Vulkane Hekla und Askja in den Jahren 536, 540 und 547 hindeuten. (ts)

 www.cambridge.org





Erste Sätze

Die Außenpolitik ist tot, es lebe die Außenpolitik! Anfang der siebziger Jahre ist in der Politik das Reisefieber ausgebrochen.

Walther Leisler Kiep: „Good-bye Amerika – was dann?“ Der deutsche Standpunkt im Wandel der Weltpolitik, Stuttgart-Degerloch 1972





Historisches Kalenderblatt

17. Dezember 1918: Die Neue Zürcher Zeitung zitiert den britischen General Frederick Maurice, wonach die deutsche Armee „von der Zivilbevölkerung von hinten erdolcht“ worden sei. Diesen vermeintlichen Beleg für die „Dolchstoßlegende“ dementiert Maurice später.