© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/18 / 14. Dezember 2018

Umwelt
Schwarze Verbote
Verena Rosenkranz

Beim Mikroplastik in Kosmetika und Putzmitteln hofft die österreichische Regierung weiter auf eine EU-Lösung. Beim „Plastiksackerl“ kennen ÖVP und FPÖ keinen Pardon mehr: Ab 2020 sind Kunststofftüten mit Griff oder Griffloch verboten. Für Supermärkte gebe es „genug Alternativen“, sagt Elisabeth Köstinger. Die Nachhaltigkeitsministerin gehört jener ÖVP an, die vor drei Jahren auf EU-Ebene noch dagegen gestimmt hat. Der Steirer ökobewegte Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger lobte die Enscheidung: „Wir haben das in Kalifornien gemacht, und es war sehr erfolgreich.“ Doch was steckt wirklich hinter der Kehrtwende der weiterhin äußerst wirtschaftsnahen Kanzlerpartei? Ist es nicht eher die Aussicht auf Stimmenfang? Die Produktion der alpinen Papierindustrie ist in den vergangenen Jahren gefallen.

Ohne Plastiktüten müssen die Stadtwerke bei der Müllverbrennung künftig zuheizen

Diese Staatskrise wurde nun in Angriff genommen und nachhaltig gelöst, obwohl nur ein Bruchteil der weltweiten Plastikverschmutzung auf Europa und Nordamerika entfällt – ein homöopathischer Teil stammt aus Österreich. Nun sollen vermehrt angeblich viel umweltfreundlichere Papiertüten verwendet wird. Daß dadurch auch die Energiekosten steigen werden, weil diejenigen Stadtwerke, die mit Müllverbrennung Strom erzeugen, jetzt mit teureren Materialien zuheizen müssen, geht in der Diskussion völlig unter. Österreich macht seinen Nachbarländern zwar vor, wie es geht. Die Lösung des Problems allerdings liegt irgendwo zwischen der Elfenbeinküste und Japan. Etwa 80 Prozent des weltweiten Plastiks in den Ozeanen stammt von dort. Wer sich künftig also die vorgeschälten und in Plastikfolie eingeschweißten Bananen für die schnelle Mittagspause kauft, erhält an der Kasse kein umweltversündigendes Säckchen aus Erdöl mehr. Dafür darf in den österreichischen Lokalen nun wieder geraucht werden – bis der obligatorische Feuermelder anspringt.