© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/18 / 14. Dezember 2018

Leserbriefe

Zu: „Im Dauerstreß“ von Thorsten Hinz, JF 50/18

Anders in Österreich

Es ist ein erschütterndes Beispiel von mangeldem Demokratieverständnis, daß Frau Harder-Kühnel nicht die erforderliche Stimmenmehrheit für die Wahl der Vizepräsidentin der AfD bekommen hat. Man konnte ihr wirklich nichts vorwerfen, außer daß sie natürlich Abgeordnete der AfD im Bundestag ist. Dagegen wurden sowohl Claudia Roth wie Petra Pau zu Vizepräsidentinnen gewählt. Von beiden kann man nicht viel Positives berichten. 

Es freut mich, daß bei uns in Österreich es sich anders verhält. Es wurde noch nie ein Nationalratspräsident oder Präsidentin der FPÖ nicht gewählt, selbst damals nicht, als die FPÖ noch weiter rechts war. Auch Anneliese Kitzmüller ist trotz einiger Diffamierungen zur dritten Nationalratspräsidentin gewählt worden. Ich hoffe, daß die Bundestagsabgeordneten doch noch Vernunft annehmen und am Ende Frau Harder-Kühnel wählen.

Bernhard Gübitz DI, 

Velden am Wörthersee / Österreich 






Zu: „Die größte Gefahr“ von Dieter Stein, JF 50/18

Die FPÖ macht es vor

Ihre Analyse trifft ins Schwarze. Die AfD hat einerseits riesige Chancen, sich zu einer politischen Größe zu entwickeln, die den verhängnisvollen steten Linkskurs in Deutschland korrigieren kann. Der Aufstieg der AfD ist beeindruckend und stimmt hoffnungsvoll, die Altparteien bieten so viel Angriffsfläche. Themen gibt es genug: die verheerende Migrationspolitik, der EU-Zentralismus, um nur zwei Themen zu nennen. Aber die erst vor fünf Jahren gegründete AfD ist noch ein junges Pflänzchen, und es besteht auch die (nicht kleine) Gefahr, daß die Partei wieder abstürzt. Schon einmal, 2015 nach der Spaltung, fiel sie in Umfragen auf nur noch drei Prozent, sie war nahe der Bedeutungslosigkeit. Erst die Asylkrise hat sie wiederbelebt.

Wie kann es weitergehen? Entweder gelingt es der AfD, sich als seriöse Oppositionskraft zu stärken: Dazu muß sie aber dubiose Figuren loswerden. Leute wie die Politikerin Sayn-Wittgenstein im Norden, die noch vor wenigen Jahren im Vorstand eines Vereins des DVU-Landesvorsitzenden war, der der Reichsbürgerideologie anhing, und einen obskuren Gedächtnisverein lobt. Es gibt eine ganze Reihe fauler Eier in der Partei. Wenn es zu viele werden, gerät die Partei ins Abseits. Der „Flügel“ muß höllisch aufpassen, daß er nicht mit zu weit nach rechts schießenden Figuren die ganze Partei ins rechte Nirwana reißt. Dann drohen stigmatisierende VS-Beobachtung, endloser Streit und Querelen, noch härterer, hämischer Dauerbeschuß durch die Mainstreampresse. Das halten die guten, qualifizierten Leute in der Partei dann nicht lange durch. Zurück bleiben Extreme. Sehr bedauerlich, daß Leute wie der Antisemit Gedeon im Südwesten immer noch Anhänger haben. 

Bei Grenzüberschreitungen muß künftig knallhart der Ausschluß drohen. Es muß klare Grenzen und Disziplin geben. Die FPÖ in Österreich macht es vor, sie hat sich in diesem Sinne geläutert. Die Strache-FPÖ unterwirft sich nicht der PC, aber sie vermeidet Eklats durch extremistische Äußerungen. Alexander Gauland hat recht, daß er vielen AfD-Mitgliedern ein „merkwürdiges Verständnis von Meinungsfreiheit“ vorhält. („Alle wollen reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Das ist unsere größte Schwierigkeit.“) Rassistische Entgleisungen oder das Thema Holocaust sind ein absolutes „No-go“; mit rückwärtsgewandten Vergangenheitsthemen und NS-Nähe ist die NPD zu Recht gescheitert.

Ich habe aber noch die Hoffnung, daß eine Wende zum Guten möglich ist. Es gibt eine ganze Menge engagierter, vernünftiger, seriöser Leute in der AfD, und die Bundestagsfraktion macht erstaunlich gute Arbeit. Das Ziel der Partei muß kurz- und mittelfristig sein, so stark zu werden, daß die CDU zu einer Kurskorrektur nach rechts gezwungen wird. Und mittel- bis langfristig muß die AfD, wie das Georg Pazderski skizziert hat und nun auch Gauland unterstützt, natürlich eine Regierungsbeteiligung anstreben. Die FPÖ macht vor, wieviel man in der Regierung erreichen kann.

Dr. Paul Backhaus, Mannheim






Zu: Denunziations-Leitfaden der Amadeu-Antonio-Stiftung / „Ein Schritt zu weit“ von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 50/18

Zurück nach Karl-Marx-Stadt

Viele junge Leute der heutigen Generation fragen uns Ältere immer wieder: „Wie war es nur möglich, daß die Nazis Millionen Deutsche als Zuträger hatten und die Stasi in der DDR Hundertausende IMs aktivieren konnte?“ 

Da kann ich nur sagen: Schaut euch die Aktion „Soko Chemnitz“ des Aktionskünstler-Kollektivs „Zentrum für politische Schönheit“ an! Genau das ist der Humus, auf dem das Denunziantentum prächtig gedeiht. Wo sind denn die „Datenschützer“ und „aufrechten Demokraten“, die sich sonst sofort zu Wort melden, in diesem Fall? Bleiben sie lieber in der sicheren Deckung, weil das sonst eventuell ihrer Karriere schaden könnte?

Peter Vetters, Ottendorf-Okrilla






Zu: „Schlupflöcher geöffnet“ von Paul Rosen, JF 49/18

Gender-Wahn in die Psychiatrie

Fachkräftemangel? Die Ursache ist nicht die geringe Zahl der Schwangerschaften, sondern die Abtreibung bei 100.000 offiziell registrierten Kindstötungen jährlich. Das sind in einer Generation 2,5 Millionen Menschen! Die Wirtschaft sollte Frauen ermutigen, Kinder auszutragen, statt Mütter zu benachteiligen. Politik muß Ehe und Familie wieder in den gesellschaftlichen Mittelpunkt stellen! Und der ganze Gender-Wahn gehört in die Psychiatrie!

Joachim Beil, via e-Mail 






Zu: „Deutschland im Öko-Wahn“ von Michael Paulwitz, JF 49/18

Ideologie statt Wissenschaft

Die jüngsten Bundestagsdebatten zu den Themen Energie und Klima-„Schutz“ haben wieder offenbart, welche Dummköpfe und Traumtänzer besonders unter den Grünen und Linken (verschiedener Rotfärbung) im Deutschen Reichstag sitzen. 

Zum Klima-„Schutz“: Die Verwendung dieses Begriff, der eine Worthülse ist, zeugt von Unkenntnis. Man kann (und soll) Wasser, Luft und Land schützen, nicht aber das Klima, das sich seit Jahrmilliarden in Schüben und Sprüngen ändert. Diese Veränderung beeinflussen zu wollen, wäre eine ebensolche Hybris wie der Versuch, die zunehmende Entfernung unseres Mondes von der Erde mit der einhergehenden Beeinflussung bei Ebbe und Flut aufhalten zu wollen. Dann schwadronieren diese „Fachleute“ über weitere CO2-Absenkungen in Deutschland um einige Dutzend Millionen Tonnen CO2. Sie verschweigen dabei, daß seit 2015 allein Merkels 1,5 Millionen illegal eingeströmte Asylbegehrer mit den 0,6 Millionen Altfällen hier rund 15 Millionen Tonnen CO2 jährlich zusätzlich produzieren. Auch wollen diese „Bildungspolitiker“ nicht zur Kenntnis nehmen, daß 2030 rund 250 Millionen mehr Leute in Afrika gegenüber 2008 leben werden, die bei einem Mindest-CO2-Ausstoß pro Person und Jahr von nur vier Tonnen (eine Tonne durch das Ausatmen) in Summe dann circa eine Milliarde Tonnen CO2 in die Luft blasen; das Dreifache dessen, was Deutschland in Summe dann emittieren darf. Als eine Methode zur Bekämpfung der Fluchtursachen soll das Wirtschaftswachstum in Afrika massiv angekurbelt werden – nach Meinung links-grün-verbrämter Ökoideologen gänzlich CO2-frei. Das Gegenteil ist richtig: Viel CO2 in der Luft fördert das Pflanzenwachstum für den gewaltigen Ernährungsbedarf. 

Zur Energie und E-Mobilität: Dieselben Phantasten reden davon, die Primärenergieträger Öl, Gas und Kohle wegen des CO2 durch elektrische und andere Sekundärenergie ersetzen zu wollen. Eine Energiewende haben wir schon jetzt nicht, weil Dutzende hochkapazitiver Pumpspeicherkraftwerke im jeweils dreistelligen MWh-Bereich fehlen. Die Sekundärenergie elektrische Energie macht aber nur rund acht Prozent unter den Primärenergieträgern aus, die fossilen aber rund 85 Prozent. Bei diesen Damen und Herren kam schon vor 40 Jahren der „Strom aus der Steckdose“. Woher die gigantischen Energiemengen im Dreistelligen TWh-Bereich kommen sollen, wenn auch Busse und LKWs elektrisch fahren sollen, dazu können sie nichts sagen – und wollen das auch gar nicht wissen. Zudem fehlt die zugehörige technische Infrastruktur für diesen technologischen Paradigmenwechsel.

Prof. Dr. Eckhard Rückl, Bodenwerder




Hexenverbrennungen

Früher gab es Hexenverbrennungen, heute gibt es Fahrverbote. Beide Ereignisse laufen nach dem gleichen Schema ab: Eine Gruppe maßt sich an, die Verursacher für Ereignisse gefunden zu haben. Beweise gibt es nicht. Die nächste Gruppe richtet auch ohne Beweise, und die Delinquenten enden auf dem Scheiterhaufen. Im Grunde geht es darum, Macht auszuüben, Vorteile zu erlangen und andere zu vernichten. 

Bei uns gibt es kleine, haßerfüllte Gruppen, die hervorragend organisiert sind und der Mehrheit ihren Willen aufdrücken, die unorganisiert ist. Oft treten sie als harmlose NGOs auf, arbeiten aber subversiv. Siehe den Drahtzieher Soros. Für den Gedanken, daß sie dabei selbst mit untergehen, ist in ihrem Haß kein Platz. Unterstützt werden sie dadurch, daß die Medien zu Sprachrohren der Regierenden verkommen sind, die nicht mehr die Interessen ihrer Völker vertreten, ideologie- und geldgesteuert sind und ständig gegen Naturgesetze handeln.

Udo Knau, Minden






Zu: „Thalers Streifzüge“ von Thorsten Thaler, JF 49/18

Englische Schreibweisen

Der Kolumnist stutzt über Schreibweisen wie „Milch Kaffee“, „Geschirr Rückgabe“ oder „Kunden Parkplatz“. Woher rührt dieses „Deppenleerzeichen“? Möglicherweise schleicht sich englische Schreibart ein. Daß es dort kein erkennbares Richtmaß für die Schreibung von Zusammensetzungen gibt, lehrt der Vergleich dreier Wörterbücher: „Oxford Advanced Learner’s Dictionary“ (OALD) von 1989, von 2005 und vom „Longman“ aus dem Jahr 2003: Dreimal findet sich das „country-house“; einmal der „day-dream“, zweimal der „daydream“; einmal der „day-return“, zweimal aber „day return“. Völlig unverständlich wird es bei „Wetterhahn“ beziehungsweise „Wetterfahne“, welche im Grunde dasselbe bezeichnen: weather-vane, weathervane, weather vane, aber dreimal weathercock. Die Rechtschreibumwandlung richtet bereits genug Schaden an. Nun gilt der Kampf auch dem Globalen Pakt für Rechtschreibimmigration.

Jens Görtzen, Rendsburg






Zum Leserbrief: „Es ist eine Frage des Wordings“ von Norbert Hüter, JF 49/18

Zurück zur Wortwahl

Ich schreibe als „Muttersprachler“ der englischen Sprache und staune immer wieder darüber, wie versucht wird, die englische Sprache „einzudeutschen“. Als Deutsch und Englisch sprechender Bewohner der Bundesrepublik Deutschland finde ich es eine Schande, daß immer mehr angelsächsische Begriffe ihren Weg ins Deutsche finden, ob sie einen Sinn ergeben oder nicht (siehe das Kunstwort „gedownloaded“). Statt „Wording“ hätte es besser „Wortwahl“ heißen sollen.

Christopher Massey, Schiffdorf






Zu: „‘Unterstellungen und Falschbehauptungen’“ von Jörg Kürschner, JF 48/18

Für den Forschungsverbund

Die Entlassung von Hubertus Knabe ist von elementarem öffentlichem Interesse. Der Protest von drei Mitgliedern des Wissenschaftlichen Beirats der Gedenkstätte, Freya Klier, Heidi Bohley und Barbara Zehnpfennig, ebenso. Politiker, Politikwissenschaftler, Historiker und jeder mitdenkende Demokrat haben die moralische Pflicht, sich hinter Professor Klaus Schroeder und den Forschungsverbund SED-Staat zu stellen.

Marieluise Fieger-Besdziek, Freiburg






Zu: „Sozialismus ist unmöglich“ von Thorsten Polleit, JF 48/18

Hundert Prozent Bestätigung

Als praktischer „Miesianer“ – kaufmännische Lehre, BWL an der TU Dresden vor dem Mauerfall studiert („Das Kapital“ natürlich als Pflichtlektüre), viele praktische Erfahrungen, ein wenig „Wiener Ökonomie“ angelesen und -gehört – kann ich Thorsten Polleits Ausführung nur zu 100 Prozent bestätigen! 

Praktisches Beispiel: Ich war in der Zentrale eines Landtechnikhandels als Einkäufer tätig. Meine Kollegin war für die Verteilung von Bilanzanteilen für Rollenketten für die gesamte DDR verantwortlich – das heißt, die volkswirtschaftliche Verflechtungsbilanz war der Start des Prozesses. Alle „Bedarfsträger“ meldeten ihren Bedarf dieser Ketten (etwa Fahrradkette) für das übernächste Jahr.Nach branchenspezifischen Prioritäten teilte die Kollegin das geplante Produktionsergebnis auf, das heißt jeder Besteller bekam seinen Bedarf meistens nur anteilig gedeckt. 

Das Ergebnis in der Praxis war, daß entsprechend mehr bestellt wurde. 1982 hatte sich dann die „Nachfrage“ einer bestimmten Abmessung im gesamten RGW so aufgeschaukelt, daß die Partei- und Staatsführung beschloß, das Problem zu lösen. Ein neues Werk mußte her und wurde in Mecklenburg auf die grüne Wiese gesetzt (Schwerin oder Güstrow, das weiß ich nicht mehr so genau). Die Maschinen dafür wurden in der BRD gekauft – nur das Beste. Nach vier Wochen schrie der gesamte RGW: „Unsere Lager sind voll!“

Dipl.-Ing.-Oec. (TU) Jürgen Ullmann, Wien / Österreich