© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/18 / 14. Dezember 2018

Der Flaneur
Landestypische Geräte
Maria Bentz

Das gibt es in deinem Land nicht!“ Triumph leuchtet in den Augen eines der beiden männlichen Jugendlichen in dem Markt einer deutschen Drogeriekette. Ganz offensichtlich möchte er seinem Kumpel imponieren: mit den Errungenschaften seines Landes. Eingehend und fachmännisch werden die angebotenen Waren begutachtet, in einem Regal direkt neben der Kinderecke mit plastikbunten Geräten für den Nachwuchs.

Kunststoffgeräte hängen aber auch in dem Regal, das die Jugendlichen anlockt, mit und ohne Elektroantrieb. „Hey Mann, ein Penis! Da kannst du deine Freundin ...!“ Einvernehmliches Feixen. Geschmackvolles ebenfalls hier. „Oh Mann, Himbeer.“

Hat die Drogeriekette die Insolvenzmasse der Geschäfte von Beate U. aufgekauft?

Moment, gehört dieser Hinweis nicht eher auf Marmeladengläser? Unauffällig nähere ich mich und werfe einen genaueren Blick auf die Artikel, die es angeblich in dem anderen Land nicht gibt. Déjà-vu: Gab es solches nicht früher in einschlägigen Geschäften einer gewissen Beate U., die glücklicherweise pleite sind? Hat die Drogeriekette das Insolvenzmaterial aufgekauft?

Sicher nicht, hier ist alles supermodern designt und gestylt. Und bestimmt auch technisch auf dem neuesten Stand, TÜV inklusive. Damit wird man ja wohl noch als Deutscher bei Fremden punkten dürfen. Kopfschüttelnd beende ich meinen Einkauf und strebe zur Kasse.

Aufgeregt bringt eine Dame mittleren Alters eine große Brieftasche zur Kassiererin: „Die lag direkt vor der Tür! Die hat bestimmt ein Kunde verloren!“ „Da wird sich aber jemand freuen“, lächelt die Frau an der Kasse und verstaut das Fundstück sorgfältig an sicherer Stelle in ihrem Arbeitspult.

Ob es so viel Ehrlichkeit in dem unbekannten Land auch gäbe? frage ich mich. Ich weiß es nicht, aber wenn nicht, dann zwei zu null für Deutschland. Obwohl mir in diesem Fall allerdings ein „Eins zu null“ lieber wäre.