© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/18-01/19 / 21./28. Dezember 2018

Zeitschriftenkritik: Vatican-Magazin
Weihnachten in Jerusalem
Werner Olles

In seinem Beitrag „Ein Hoch auf die Gottesmutter und ihr liebstes Gebet“ beschreibt Paul Badde, Herausgeber des Vatican-Magazins, in der Dezember-Ausgabe eine weihnachtliche Reise ins Heilige Land. Er war damals Korrespondent der Welt in Rom, doch Jerusalem hat ihn immer von neuem fasziniert, denn wo ist die Geschichte des Christentums lebendiger und näher? „Am Abend war der Gipfel des Ölbergs kupfern aufgeleuchtet, darüber ein Himmel aus türkis, darin eine Wolke, im exakt gleichen Glühen wie die Erde darunter, gerade so als sei es eine zweite Schöpfung in der Höhe. Es war so schön, daß man sich unwillkürlich bekreuzigen möchte. Es ist der letzte Blickwinkel Marias, den wir hier teilen. Hinter dem Garten, wo jetzt die Rosen blühen, ist sie gestorben. Im Nachbarhaus war sie beim ersten Pfingstfest dabei, gerade eine Viertelstunde von Golgatha entfernt, wo sie die Passion Christi aus allernächster Nähe mit erlitten hat: den Foltertod ihres Sohnes, der für uns Blut geschwitzt hat, gegeißelt und mit Dornen gekrönt wurde, das Kreuz durch die Straßen geschleppt hat, am Kreuz gestorben ist…“ Jerusalem ist die Stadt des Rosenkranzes: „Jedes Wort hat hier einen Ort. Das gibt es nicht einmal in Rom. Auch in der schönsten Stadt der Welt gibt es nicht diese Offenbarung Christi im Andenken der Steine wie in Jerusalem.“

Über den „Kaiser des Untergangs“ berichtet Stephan Baier. Vor hundert Jahren starb das alte Europa in den Ruinen des Ersten Weltkriegs: „645 Jahre habsburgischer Herrschaft gingen mit einem Monarchen zu Ende, der politisch glücklos, doch geistlich groß war: dem seligen Karl von Österreich.“ Heute, 96 Jahre nach seinem Tod, ruht der letzte regierende Kaiser Österreich-Ungarns in einer der Gottesmutter geweihten Kirche auf Madeira. Die Bosheit seiner Zeit hatte ihn in den äußersten Westen Europas verbannt, „den Zuspätgekommenen, der durch eine Reihe tragischer Todesfälle den Thron 1916 erntete“. Drei Ziele hatte er verfolgt, die seinen Zeitgenossen so antiquiert schienen wie sein katholischer Glaube: „In einer Zeit des Krieges strebte er nach Frieden, in einer Zeit des heraufdämmernden Klassenkampfes nach sozialem Ausgleich, in einer Zeit nationalistischer Zersplitterungen nach Versöhnung.“ Doch im Zeitalter Lenins und Clemenceaus schien Karl ein Anachronismus zu sein, der als „Schwächling, Feigling und Alkoholiker verleumdet wurde, seine Gattin Zita als Verräterin“. Das Zerrbild vom „schwachen Kaiser“, der hinter dem Rücken seiner Verbündeten in Berlin einen Separatfrieden mit dem Feind aushandeln wollte, wurde von den Nationalsozialisten und Österreichs Linken immer wieder hervorgeholt. Otto von Habsburg konnte noch miterleben, wie Johannes Paul II. auf dem Petersplatz den letzten regierenden Kaiser Österreichs zur Ehre der Altäre erhob. Joseph Roth formulierte die Tragik Karls: „Österreich repräsentieren heißt: zu Lebzeiten mißverstanden und mißhandelt, nach dem Tode verkannt und durch Gedenkfeiern gelegentlich zur Vergessenheit emporgehoben zu werden.“

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