© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/19 / 04. Januar 2019

Wohnungsnot in Ballungsräumen
Dem Bürger ein Heim
Martina Meckelein

Sie pinseln mit schwarzer Farbe an ihre Häusermauern: „Wem gehört die Stadt?“ Auch wenn die Frage politisch konnotiert sein mag, die Empörung ist berechtigt. Wohnungsnot in Deutschland ist kein daherphantasierter linker Wunschtraum, um das System zu zersetzen, sondern bittere Realität. Die Politik dilettiert auf Wohngipfeln und drischt Phrasen von einer neuen sozialen Frage. Es ist ein gefährliches Vabanquespiel, das sich die Bundesregierung hier leistet.

Unter Konrad Adenauer war Bauen Staatsräson. Für den Bandarbeiter oder Beamten im mittleren Dienst mit zwei Kindern blieb das Eigenheim kein Wunschtraum, es wurde Realität. Doch für den Bund hat Bauen heute keine Priorität mehr. Die Euro-Rettung führte zu einer Kapitalflucht in Immobilien, die Flüchtlingskrise verschärfte die Wohnsituation zusätzlich. Länder und Kommunen sind überfordert, teils hoch verschuldet. Der Staat verscherbelt seinen Immobilienbesitz an Spekulanten und hat die Frechheit zu behaupten, der Markt würde es richten. Der tut das auch – und wie!

 Entmietung, Umwandlung, Verdrängung heißen die Schlagworte ihrer Strategie: Uralte Milieus werden zerstört – wie in Hamburg der Hansaplatz. Ganze Stadtteile mutieren zu sterilen High-End-Wohnvierteln. Der Staat hat bei einer seiner Kernaufgaben versagt: dem Bürger ein Heim zu geben.