© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/19 / 04. Januar 2019

Oase der Hoffnung
Südafrika: Mit seiner Viva Foundation kämpft Leon Klier erfolgreich gegen Armut und Gewalt
Josef Hämmerling

Eine Oase mitten in den Slums von Pretoria. Kinderlachen schallt über das eingezäunte Areal. In Schuluniformen gekleidete Kinder kommen jeden Morgen gut gelaunt ins Camp. Und lautes Hämmern und der Lärm schwerer Maschinen, sind ein Zeichen, daß diese Oase immer weiter ausgebaut wird. 

Das alles ist das Resultat eines einzigen Mannes, der das Ziel verfolgt, wenigstens die schlimmste Armut zu bekämpfen, soweit es ihm möglich ist: Leon Kriel, dessen Familie vor über 300 Jahren aus der Nähe von Koblenz in das Land am Kap der Guten Hoffnung auswanderte. Nachdem der heute 56jährige schon seit rund 34 Jahren an zahlreichen wohltätigen Projekten mitarbeitete, darunter auch zwölf Jahre in Deutschland, gründete er 2007 in Pretoria zusammen mit seiner Ehefrau Meleney die Viva Foundation, die sich vier Dinge zum Ziel gesetzt hat:

Stacheldraht und Wärter schützen Anwesen

Kinder (Erziehung und Schutz), Bekämpfung der Armut (Hilfe zur Selbsthilfe), Kunst und Bekämpfung sexueller Gewalt. Diese vier Programme sind wieder in weitere Schwerpunkte unterteilt. So etwa bei den Kindern: Viva Vorschullernprogramme, Viva Schulprogramm, Viva Jugendentwicklung & Nachschulaufsicht, Viva Jugendpflege und Viva OVC (Hilfe für Waisen und kranke Kinder).

Um mitten in einem der größten und gefährlichsten Slums der südafrikanischen Hauptstadt überhaupt tätig zu werden, kam Kriel seine Vergangenheit als Soldat zugute – schon mit 16 Jahren kämpfte er im „Bush War“ in Angola, unter anderem in einer Pioniereinheit – und auch seine Mitgliedschaft in einem Internationalen Motorrad-Club in Südafrika. Denn wie er im Gespräch mit der JUNGEN FREIHEIT erzählt, staunten die Leute nicht schlecht, als er mitten im Slum in eine Kneipe ging und fragte, was die hier lebenden Leute am meisten benötigten. Als „Wasser“ gesagt wurde, machten er und Freunde sich ihre Erfahrungen im Tiefbau zunutze und bauten eine Wasserversorgung auf. 

Damit war der Grundstein für eine Vertrauensbasis gelegt, auf dem aufgebaut werden konnte. Mit der Unterstützung von Slumbewohnern wurde ein mit zwei Meter hohen Mauern und  Stacheldraht gesichertes Gelände geschaffen. Inzwischen ist es einen Hektar groß, soll in den kommenden Jahren aber auf fünf bis sechs Hektar ausgebaut werden. 

Auf diesem Gelände wurden mit Containern und Holzbauten Schulklassenzimmer und sichere Gebäude geschaffen, in denen sich tagsüber Frauen, Mütter und Alte aufhalten können und versorgt werden. Ermöglicht wurde dies auch mit Spenden zahlreicher Konzerne, wie etwa Kentucky Fried Chicken und die Ford Motor Corporation.

Nachdem dieses Projekt mit 13 Kindern anlief, sind es mittlerweile 200 Kinder, die in Klassen von zwanzig  Jungen und Mädchen von Lehrern ausgebildet werden. Wie hoch der Standard im Unterricht ist, erkennt man alleine daran, daß der südafrikanische Staat den dort erzielten Schulabschluß mit dem Abschluß von Privatschulen gleichstellt.

 Damit haben diese Kinder die große Chance, zusammen mit ihren Familien der Armut zu entfliehen und nicht nur sich, sondern auch vielen anderen ein besseres Leben zu ermöglichen. Und im besten Fall sogar zum Wiederaufstieg des gesamten Landes beizutragen. 

Nicht zuletzt aufgrund der vielfältigen Erfolge der vergangenen Jahre nimmt der Andrang immer mehr zu. So haben sich Kriel und die anderen Verantwortlichen entschlossen, das gesamte Projekt deutlich auszubauen.Die Lage birgt gleichzeitig aber auch Gefahren. In dem von Wärtern geschützten Projekt werden die morgens geöffneten Türen wieder geschlossen, sobald die Kinder und die Erwachsenen das Areal betreten haben. Dennoch gelingt es Kriminellen immer wieder, nachts in das Zentrum einzudringen und dringend benötigte Sachen zu stehlen.

Örtliche Bikerclubs helfen, wo sie können  

Mit viel Engagement und auch mit Improvisation ist es aber stets gelungen, das ganze Projekt trotz dieser Rückschläge nicht nur am Laufen zu halten, sondern immer weiter auszubauen. Sogar ein kleiner Wald wurde aufgebaut. 

Unterstützt werden Kriel und seine Mannen dabei von den Slumbewohnern, aber auch aus der Biker-Szene. Da diese weitaus kleiner als etwa in den USA oder auch in Deutschland ist, gibt es auch keine Bandenkriege oder ähnliches, sondern die verschiedenen Clubs, gleich welcher Hautfarbe ihre Mitglieder sind, arbeiten zusammen, etwa der East Rand President’s Council oder der Rainbow Mzansi Bikers Organisation (RAMBO).

Inzwischen gibt es auch eine deutsche Niederlassung der Viva Foundation mit Sitz in Bendorf. Erst Mitte November kam es unter anderem in der rheinland-pfälzischen Stadt zu einer Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche, bei der die Viva Foundation einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt wurde. 

Wie tief verankert das Projekt inzwischen in der südafrikanischen Gesellschaft ist, zeigt sich auch daran, daß in den Häusern auf dem Areal Tagungen von Beauftragten der südafrikanischen Regierung oder auch von Offiziellen der Stadt Pretoria mit den von den Slumbewohnern gewählten Vertretern stattfinden. Quasi der inoffizielle Ritterschlag der Siedlung mitten in den Slums.

Kriel, der auch Farmer ist, wendet sich gegen Aussagen, die weiße Bevölkerung und vor allem die weißen Farmer würden gezielt angegriffen und getötet. 

Vielmehr sei der Großteil der Angriffe durch Armut bedingt und würden sich gegen jeden Privilegierteren am Kap richten. Zwar müsse man als Farmer vorsichtig sein, doch gelte das für jeden, der in dem Landwirtschaftssektor tätig sei. „Die weißen Farmer in Südafrika haben durch ihre Organisationen aber mehr Möglichkeiten, an die Öffentlichkeit zu gehen und eine effektive Pressearbeit zu machen.“ Dadurch werde aber das ganze Problem oftmals verzerrt dargestellt. Kriel fühlt sich in Südafrika nach wie vor wohl und will auf jeden Fall dableiben und seine Projekte fortführen.

Spendenkonto: Kreissparkasse Mayen: IBAN DE1457 6500 1000 9804 4019

BIC: Malade51MYN

 www.viva-sa.co.za