© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/19 / 04. Januar 2019

Autofahren soll immer teurer werden
Irrsinn mit Hintersinn
Jörg Fischer

Die Dresdner Feuerwehr hat zu Weihnachten ein Geschenk bekommen: zwei e-Golf aus der Gläsernen Manufaktur in der Innenstadt. Daß die grauen Leasingautos feuerwehrrot beklebt werden müssen, ist verschmerzbar. Vielleicht 200 Kilometer Reichweite und elf Stunden Ladezeit sind für den Einsatzzweck – vorbeugender Brandschutz – ausreichend. Die Feuerwehrleute wissen auch, wie sie ihr 35.900-Euro-Gefährt im Brandfall behandeln müssen: Akku von der Autoelektronik trennen, dann erst löschen – und auch das Wrack bis zum Recycling im Blick haben, denn Lithium-Ionen-Batterien sind sensibel, wie Samsung mit seinem Brandtelefon Note 7 erleben durfte.

Diese sächsische Lokalposse erklärt anschaulich, warum 2018 nur ein Prozent der über drei Millionen Neuwagen in Deutschland E-Autos waren. Dennoch sollen letztere – wie 2009 die quecksilberhaltige Energiesparlampe – rücksichtslos in den Markt gedrückt werden. Nicht direkt, sondern über eine EU-Verordnung, die verlangt, den CO2-Ausstoß der Neuwagenflotte bis 2030 um 37,5 Prozent zu senken. Da dies mit Benzin und Diesel unmöglich ist, können die Hersteller Hybrid- und E-Autos „emissionsmindernd“ anrechnen lassen. Sprich: Wer einen e-Golf losschlägt, darf auch drei Familien-Touran produzieren. VW-Chef Herbert Diess hält diesen Weg für gangbar – was sollte er auch sonst sagen? Der dieselgategebeutelte Aktienkurs wäre sonst abgerutscht.

Doch via Bild verriet Diess, was der 37,5-Prozent-Irrsinn bedeutet: „Einstiegsmobilität“ würde sehr viel teurer und für viele unerschwinglich. Denn die EU-CO2-Strafen für Benziner und Diesel werden im Endeffekt vom Kunden getragen. „Und es würde Arbeitsplätze kosten, in einer Größenordnung, die wir in diesem Zeitraum nicht mehr über Vorruhestandsregelungen abbauen könnten“, so Diess. Und wenn die Deutschen keine gelben Warnwesten anziehen oder an der Wahlurne ein Stoppzeichen setzen, wird es genau so kommen.