© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/19 / 04. Januar 2019

Zeitschriftenkritik: Tumult
Schwarz und Weiß
Werner Olles

Je weiter das Jahrzwölft der Naziherrschaft zurückliegt, desto häufiger und eindringlicher wird es den Deutschen vorgehalten“, schreibt Frank Böckelmann, Herausgeber von Tumult, der „Vierteljahresschrift für Konsensstörung“, im Vorwort zur Winterausgabe 2018/19. Siebzig Jahre nach dem Untergang des Dritten Reiches „stehen hierzulande Legislative, Exekutive und Rechtsprechung, Parteien, Verbände und Wirtschaft, Staatstheater, Kino, Kunst und Kabarett, Kirche, Bildung und Wissenschaft zusammen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“. Der Gedanke an deutsche und europäische Selbstbehauptung erscheine dem kosmopolitischen Milieu hingegen „obszön“, eine Allerweltsmoral von „Weltoffenheit“ und „Vielfalt“ bekomme ihren Spielraum von Finanzmärkten und Konzernen zugewiesen. Tatsächlich könne jedoch „nur ein souveränes Deutschland von der Fixierung auf den Nationalsozialismus endlich ablassen“.

Siegfried Gerlich untersucht im ersten Teil seines Beitrags „Black & White“ die „Virulenz der Rassenfrage in den Vereinigten Staaten.“ Er zitiert den Boxchampion Muhammad Ali alias Cassius Clay, der sich 1971 in einem BBC-Interview gegen Rassenmischung aussprach und dem Talkmaster Michael Parkinson „rassistischen Selbsthaß“ vorwarf. Dieser gestand, daß er den „uneducated man, who could hardly write and read“, am liebsten geschlagen hätte. Für Gerlich zeigt das Gespräch dagegen, daß „ein ungebildeter schwarzer Mann (…) immer noch mehr Verstand und Realitätssinn besitzen kann als ein gebildeter weißer Mann, der sein Gehirn einer antirassistischen Wäsche unterzogen hat.“ Alis Einstellung – er gehörte inzwischen zur separatistischen „Nation of Islam“ – sei repräsentativ für die Mehrheit der schwarzen Bevölkerung in den USA. Daß es sich nicht um Vorurteile, sondern um handfeste Erfahrungen handelt, bezeugten 2005 Studien zu häuslicher Gewalt, die bewiesen, daß Mischehen eine erhöhte Gefahr für Leib und Leben bedeuten: So trugen mit schwarzen Frauen verheiratete weiße Männer ein 21,4mal so hohes Risiko, von ihren Frauen ermordet zu werden, als mit weißen Frauen verheiratete weiße Männer. Für mit schwarzen Männern verheiratete weiße Frauen war das Risiko 12,4mal so hoch wie für weiße Frauen mit weißen Ehemännern. Nur für schwarze Männer mit weißen Ehepartnern bestand keine erhöhte Lebensgefahr. 

Renaud Camus’ Marseiller Rede vom 30. Juni 2018 über „Genozid durch ethnischen Austausch“ befaßt sich mit der Beseitigung der europäischen Völker, die es zuließen, daß „ganze Schiffsladungen aus dem afrikanischen Kontinent über einen anderen ausgeschüttet werden“. Das „Ersatzvolk“ benötige „Unterkünfte, Gebäude, ganze Stadtteile, Straßen, Krankenhäuser, Schulen und elektronischen Schnickschnack“.

Weitere Beiträge befassen sich mit der „Öffnung des Abendlandes“ (Armin Langroudi), der „muslimischen Einwanderung als politische und intellektuelle Herausforderung (Tilman Nagel) und dem „Triebschicksal Assimilation“ (Bernd Schick).

Kontakt: Frank Böckelmann, Nürnberger Str. 32, 01187 Dresden. Das Einzelheft kostet 8 Euro, ein Jahresabo 40 Euro.

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