© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/19 / 04. Januar 2019

GegenAufklärung
Kolumne
Karlheinz Weißmann

Die gute Nachricht zum Jahresbeginn: Putin hat dem Rap den Krieg erklärt: Diese Art von „Musik“ korrumpiere die Gesellschaft und habe eine demoralisierende Wirkung auf die Jugend, der man vormache, daß es nur um drei Dinge gehe – „Sex, Drogen, Gewalt“.

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Nach offiziellen Angaben soll es in den USA etwa 11,3 Millionen illegale Einwanderer geben. Eine Zahl, die immer wieder in Zweifel gezogen wurde, da sich diese Gruppe mit allen Mitteln der Erfassung zu entziehen sucht. Nach einer Untersuchung des MIT Solan und der Yale School of Management, die systematisch Polizeistatistiken, Festnahmen beim Grenzübertritt und demographische Erhebungen ausgewertet haben, liegt die tatsächliche Zahl fast doppelt so hoch: bei 22,1 Millionen Personen.

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Die Behauptung, daß jeder ersetzbar ist, stammt aller Erfahrung nach von Menschen, die zu ersetzen tatsächlich kein Problem wäre.

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Der Schauspieler Ulrich Tukur hat unlängst in einem Interview gesagt, daß er den Prozeß der eigenen Alterung nur äußerlich wahrnehme, in seinem Seelenleben bemerke er kaum eine Veränderung. Man sollte das nicht mit dem Hinweis abtun, daß seit je der Spruch in Umlauf war, man sei so alt, wie man sich fühle. Denn tatsächlich könnte es sein, daß die außerordentlich komfortablen Bedingungen unserer Existenz nicht nur biologische Langlebigkeit fördern, sondern auch etwas verhindern, was die Vorfahren als Prozeß der Reifung betrachteten, der aber nicht nur Gelassenheit angesichts des nahenden Todes förderte, sondern auch eine Resignation, für die heute selbst der keinen Anlaß sieht, der wie Tukur die Sechzig überschritten hat.

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Drei Meldungen an einem Tag: Ein Drittel der deutschen Gefängnisinsassen sind Ausländer, ein „in Straßburg geborener“ Mann tötet drei Personen und verletzt ein Dutzend schwer auf dem Weihnachtsmarkt, eine grüne Landesministerin fürchtet, daß die Angst vor dem braunen Mob Zuwanderer davon abhält, nach Deutschland zu kommen.

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Die Gemeinschaft christlicher Pakistaner in Großbritannien hat mitgeteilt, daß die Entscheidung der Behörden, Asia Bibi kein Asyl zu gewähren, aus der Sorge resultiere, daß die Aufnahme in den muslimischen Teilen der Bevölkerung zu Unruhen führen werde.

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Die Proteste der Gelbwesten richten sich nicht allein gegen die Höhe der Steuern und der Abgaben, die der französische Staat verlangt oder unter Macron noch einzuführen gedenkt. Es geht auch um die Frage, auf welche Weise das vorhandene Geld ausgegeben wird. Dabei kursieren Zahlen, denen zufolge der Rechnungshof festgestellt hat, daß allein die Unterbringung von Asylsuchenden jährlich zwei Milliarden Euro verschlingt. Der 88. Kongreß der Departements, der zwischen dem 7. und 9. November des vergangenen Jahres stattfand, wies außerdem darauf hin, daß die sogenannten „Unbegleiteten Minderjährigen“ – zu 95 Prozent Jungen, zu 70 Prozent Westafrikaner aus der Frankophonie, ein erheblicher Teil, der sich mit erlogenen Daten den Aufenthaltstitel erschleicht – den Staat jährlich weitere 1,5 Milliarden Euro kosten. Der Ökonom Yves-Marie Laulan (ehemaliger Chef des Wirtschaftsrates der Nato) schätzt die Gesamtsumme, die in Frankreich für die Zuwanderung erbracht werden muß, auf 70 bis 80 Milliarden Euro pro Jahr – das meiste davon kaschiert im Etat-Posten „Soziales“.

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Sachlichkeit ist ein Luxus, den man sich leisten können muß.

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Nach üblicher Vorstellung ist die Hauskatze von Herkunft Ägypterin und betrat vor ungefähr viertausend Jahren zum ersten Mal die Bühne des Geschehens. Allerdings entdeckte man schon 2004 ein Grab auf Zypern, das die Überreste eines Mannes und einer (seiner?) Katze barg, das ungefähr 9.500 Jahre alt sein soll. Außerdem wurde das Skelett eines weiteren Tiers in China geborgen, das man auf das Ende des 4. vorchristlichen Jahrtausends datiert. Ein Forscherteam der Universität Löwen hat jetzt mit Hilfe von DNA-Untersuchungen plausibel gemacht, daß die Domestikation der Katze vor etwa 10.000 Jahren begann und daß sich ihre Ausbreitung parallel zur Ausdehnung des Ackerbaus vollzog; daß die Katze vom Menschen halbwegs gezähmt wurde, weil sie vorrätefressende Nager jagte, hat man seit langem vermutet. Alle heute lebenden Katzen gehen übrigens auf eine Wildkatzenart Felis silvestris lybica zurück, deren ursprüngliche Heimat in Nordafrika und dem Vorderen Orient lag. In den Norden Europas ist das Tier jedenfalls erst spät gekommen, wahrscheinlich im Mittelalter, vielleicht durch die Wikinger, die Katzen entweder als blinde Passagiere in ihre Heimat zurückbrachten oder sie wegen ihrer Nützlichkeit zu schätzen gelernt hatten, nicht nur als Mäusejäger, sondern auch wegen der Weichheit des Katzenfells.


Die nächste „Gegenaufklärung“ des Historikers Karlheinz Weißmann erscheint am 18. Januar in der JF-Ausgabe 4/19.