© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/19 / 11. Januar 2019

Datenleak-Affäre
Eine Dosis eigene Medizin
Thorsten Brückner

Die Datenleak-Affäre hat im politischen Berlin für panische Reaktionen gesorgt. Ein 20jähriger aus Hessen ist für den größten Datenklau in der Geschichte der Bundesrepublik verantwortlich. Man möchte sich gar nicht ausmalen, was hierzulande losgewesen wäre, wenn sich professionelle Hacker angeschickt hätten, vertrauliche Daten deutscher Politiker auszuspionieren. Man sieht einmal mehr: In Sachen Cybersicherheit ist Deutschland Entwicklungsland. Es braucht keine russischen Hacker im Auftrag des Kreml. Ein noch bei seinen Eltern wohnender Computernerd schafft es von seinem Kinderzimmer aus, die sensiblen Informationen abzugreifen. 

Der allgemeine Katzenjammer und die Forderung nach mehr Cybersicherheit offenbaren aber auch die doppelten Standards, die vielen Politikern und Medienschaffenden aus der Berliner Blase gar nicht mehr bewußt sind. Als etwa auf dem Stuttgarter AfD-Parteitag 2016 Adressen und Telefonnummern der Parteitagsteilnehmer geklaut und auf eine linksextreme Seite gestellt wurden, war von Kanzlerin bis „Tagesschau“ nur lautes Schweigen zu hören. Klar, wenn im Kampf gegen Rechts gehobelt wird, dürfen eben auch gern mal Späne fallen. Diejenigen, die sonst genüßlich jede noch so schlüpfrige und auf fragwürdige Art erworbene Information ausschlachten, wenn sie der AfD schadet, bekommen nun eine homöopathische Dosis ihrer eigenen Medizin zu spüren.