© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/19 / 11. Januar 2019

Meldungen

Kirchengemeinde verhindert Abschiebung 

SOLINGEN. Im nordrhein-westfälischen Solingen haben rund 200 Personen am Montag morgen die Abschiebung eines Asylbewerbers verhindert. Sie versammelten sich um fünf Uhr zu einer Andacht im Gemeindehaus der evangelischen Luther-Kirchengemeinde, um ihre Solidarität mit dem sich illegal im Land aufhaltenden Iraner zu zeigen, berichtet das Solinger Tageblatt. Der 27 Jahre alte Mann weigerte sich nach einem Gespräch mit Behördenvertretern, das Gemeindehaus zu verlassen. Pfarrer Christian Lerche untersagte der Polizei und der Ausländerbehörde den Zutritt zu dem Gebäude. Die Beamten zogen sich daraufhin zurück. Sie kündigten an, mit einem Durchsuchungsbeschluß wiederzukommen. Die Versammlung der Gemeindemitglieder verlief friedlich, teilte die Polizei auf Nachfrage der JUNGEN FREIHEIT mit. Dem Asylbewerber drohe in seiner iranischen Heimat eine Gefängnisstrafe, schreibt die Rheinische Post. Der Mann soll nach Frankreich abgeschoben werden. Dort hätte er bei seiner Einreise in die EU seinen Asylantrag stellen müssen. Die Luthergemeinde hatte zuvor auf ihrer Homepage zu der Andacht aufgerufen. „Mit der Aktion zeigen wir Solidarität unserem Schützling gegenüber“, heißt es auf der Seite. (ag)





Bürgermeister fühlt sich von Ditib hintergangen

KÖLN. Der Köln-Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Josef Wirges (SPD) fühlt sich nach der umstrittenen Islamkonferenz in der Kölner Zentralmoschee der Ditib von der Organisation hinters Licht geführt. An der dreitägigen Veranstaltung hatten auch Personen teilgenommen, die der islamistischen Muslimbruderschaft (MB) angehören. Er sei über den Kongreß nicht informiert worden, sagte Wirges am Dienstag im ARD-„Morgenmagazin“. Er fühle sich deshalb „hinter die Fichte geführt“. Das sei nicht korrekt gewesen und verärgere ihn. Zuvor war bekanntgeworden, daß einige der Veranstaltungsbesucher Organisationen angehören, die der radikal-islamischen Muslimbruderschaft nahestehen, wie der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete. Das nordrhein-westfälische Innenministerium erklärte, der Verfassungsschutz ordne zwei in Medienberichten namentlich genannte Personen der MB zu. Diese wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Ein Sprecher der Innenbehörde bestätigte, „daß die Türkei die Bewegung der Muslimbrüder unterstützt. Vor diesem Hintergrund bestehen seitens der Ditib, die in einem Abhängigkeitsverhältnis zur türkischen Religionsbehörde steht, offenbar keine Berührungsängste gegenüber der Muslimbruderschaft“. Ein Ditib-Sprecher hatte die Kritik zurückgewiesen. Bei einem „innerislamischen Dialog“ mit rund 100 Teilnehmern aus 17 europäischen Ländern solle man die Anwesenheit zweier MB-Vertreter „in Verhältnismäßigkeit“ sehen. (ha)