© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/19 / 11. Januar 2019

CD-Kritik: ChthoniC – Battlefields of Asura
Taiwan-Klassik
Jörg Fischer

Sollte Präsident Xi Jinping tatsächlich die Besetzung Taiwans befehlen, dann müßte China kaum mit Sanktionen rechnen, denn die Volksrepublik ist für die Weltwirtschaft zu wichtig. Und Freddy Lim wäre einer der ersten, die dann „verschwunden“ wären. Nicht, weil der 42jährige symphonischen Black- und Folkmetal macht. Die Genrekollegen Bloody Tyrant oder die Powermetaller Seraphim durften problemlos in Peking auftreten.

Aber Freddy Lim war Taiwan-Chef von Amnesty International und 2015 Gründungsvorsitzender der Unabhängigkeitspartei Shídài Lìliàng. Seit 2016 ist er direkt gewählter Parlamentsabgeordneter. Auch seine 1995 gegründete Band ChthoniC ist „separatistisch“ – er und Bassistin Doris Yeh singen seit dem Album „Mirror of Retribution“ (2009, thematisiert das chinesische Massaker an Taiwanesen 1947) meist auf taiwanisch. „Battlefields of Asura“ ist auch in einer englischen Version erschienen.

Textlich widmet sich die neueste CD fernöstlichen Gottheiten, musikalisch bleibt es bei dem tollen Mix aus Cradle of Filth, Dimmu Borgir oder Ensiferum, gepaart mit Klassik, viel Melodie und Chören sowie traditionellen Instrumenten wie der Erhu-Laute. Und bei dem auch als Video erschienenen „Millennia’s Faith Undone“ wirkt sogar die Hongkong-Aktivistin und Popsängerin Denise Ho Wan-see mit.

ChthoniC Battlefields of Asura Spinefarm Records 2018  chthonic.tw/en