© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/19 / 11. Januar 2019

Völkerwanderungszeit: Auf der Suche nach Bayerns ethnischen Wurzeln
Nur ein buntes Migrantengemisch
(dg)

Die Wissenschaft des Spatens, die Archäologie, orientiert sich seit Jahren mit ihren Methoden immer naturwissenschaftlicher. Der Sinn für die Historizität geht den Forschern daher nicht selten verloren. So sprechen jetzt die Münchner Anthropologen und Archäologen Michaela Harbeck, Brigitte Haas-Gebhard und Joachim Burger bei den 1.500 Jahre alten menschlichen Überresten ungehemmt anachronistisch von deren „generellen Migrationshintergrund“, von einem „Migrantengemisch“, von „Zuwanderern“, unter denen sich einige trotz ihrer „Andersartigkeit gut integriert“ hatten. Die Rede ist von Relikten aus in den 1960ern entdeckten, zwischen 450 und 600 n. Chr. nahe Regensburg und München angelegten Gräberfeldern. Mittels neuester Techniken sind seit 2013 umfassende DNA-Profile erstellt worden, um anhand genetischer Muster die Herkunft von 35 Frauen und Männern präziser zu bestimmen und so den ethnischen Wurzeln der Bajuwaren bis in die Völkerwanderungszeit nachzuspüren. Dabei habe sich, zeitgeistkonform, ein „überraschend buntes Bild“ ergeben (Spektrum der Wissenschaft, 1/2019). Manche seltsam deformierten Frauenschädel nährten sogar den Verdacht auf asiatische, hunnische Vorfahren. Doch sei ihr Anteil zu klein, um diese „Hunnenhypothese“ stützen und sie den „traditionsbewußten Bayern“ zumuten zu können. 


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