© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/19 / 11. Januar 2019

Umwelt
Das Pferd als Ökosau
Martina Meckelein

Sie fressen und saufen Unmengen – und pupen Methan. Statt zu traben, lassen sie sich kutschieren, mit kräftigen Dieselmotoren, auf Anhängern mit enormem Luftwiderstand und das über Hunderte von Kilometern. Die Ökobilanz des Pferdes fällt erbärmlich aus. Zu diesem Ergebnis kam jüngst die Schweizer ESU-Services GmbH in Schaffhausen. Pferdeliebhaber müssen jetzt stark sein: Das Pferd ist eine Umweltsau! Sein Klimaänderungspotential beträgt 2.400 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Jahr. Mit der Akkuratesse, die den Eidgenossen bekanntlich eigen ist, untersuchten sie die Auswirkungen von sechs Haustierarten auf die Umwelt: Hund, Katze, Zierfisch und Vogel, Karnickel und eben das Roß. Im Rahmen einer Praktikumsarbeit nahmen drei Autoren einen Urschweizer als Referenzpferd an: den Freiberger, ein leichtes Kaltblut, 550 Kilogamm schwer.

Mit Weidegang, Transport zum Hufschmied, Sattler und Tierarzt 25 Jahre alt werden?

Des weiteren nahmen sie an, daß das Tier täglich Stroh, Heu, Melasse, Kraftfutter, zusätzlich Gras, Mineralien und Salze zu sich nähme. Diese Mischung, mit einem Topping aus Weidegang, bequemen Transporten zum Hufschmied, Sattler und Tierarzt ermögliche ihm, so mutmaßen die Autoren optimistisch, ein Lebensalter von 25 Jahren. Was erstens bei einem Kaltblut Science-fiction ist, zweitens bei dieser Ernährung schon deshalb nicht zutreffen kann, weil der Gaul an Hufrehe erkrankt und drittens sowieso nur zwei Drittel aller Freiberger den zehnten Lebensmonat erleben. Das Ende ist in allen Fällen das gleiche – die Schlachtbank. Wenn man die Umweltbelastung des Freibergers also ignorieren kann, wie steht es dann mit dem Rest des durch die helvetische Viecherei verursachten Drecks? Der ist ebenfalls zu vernachlässigen. Denn insgesamt macht der laut Studie nur 1,2 Prozent aus. 

Ökobilanz von Haus- und Heimtieren:  esu-services.ch/