© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/19 / 18. Januar 2019

Zeitschriftenkritik: Schlesien heute
Deutsches Kulturerbe bewahren
Werner Olles

In seinem Vorwort „Schlesisches Tagebuch“ bezeichnet Alfred Theisen, Verleger und Chefredakteur der monatlich erscheinenden Zeitschrift Schlesien heute in der aktuellen Ausgabe (Januar 2019) den 2. November 2018 als einen guten Tag für die deutsch-polnischen Beziehungen. Zwar sei es hinter den Kulissen „heiß hergegangen“, am Ende der deutsch-polnischen Regierungskonsultationen in Warschau einigte man sich aber auf eine konstruktive Erklärung, die ein überraschend klares Bekenntnis zur deutsch-polnischen Zusammenarbeit bedeute. Von polnischen Reparationsforderungen an Deutschland, die offensichtlich mehr der innen- oder außenpolitischen Stimmungsmache als tatsächlicher Absicht entsprechen, ist nichts mehr zu lesen.

In dem Beitrag „Rettung der schlesischen Reichtümer“ wird die Erika-Simon-Stiftung vorgestellt, die seit 25 Jahren deutsches Kulturgut östlich der Neiße bewahrt. Die 81jährige Stiftungsvorsitzende Waltraud Simon, die seit 2017 in Görlitz wohnt und ursprünglich aus Schlesien stammt, lebte seit ihrer Vertreibung 1946 in Rotenburg. In ihrem zweiten Ehemann Gerhard fand sie einen glühenden Schlesier, dessen Engagement für den Erhalt des deutschen Kulturgutes in Schlesien und die Aussöhnung zwischen Polen und Deutschen sie überzeugte. Im Ruhestand verkaufte er seine Firma und gründete aus dem Erlös die Erika-Simon-Stiftung. Mit dem Namen wollte er an seine erste Frau erinnern, die bereits im Alter von 60 Jahren starb.

Waltraud Simon führt das Werk ihres Mannes fort, nachdem dieser mit 94 Jahren verstarb und verwaltet nun unter der Schirmherrschaft von Erzbischof Alfons Nossoll von Oppeln einen großen Schatz aus vollendeten und laufenden Vorhaben. In ganz Schlesien hat die Stiftung seit ihrer Gründung 1993 deutsches Kulturgut bewahrt, beispielsweise mit dem Bau der Schatzkammer im Glockenturm der Sankt Jakobus-Kirche in Neiße. In Lubowitz half die Stiftung, die nach dem Krieg ruinierte Eichendorffmühle wieder aufzubauen, und für die Liegnitzer Kathedrale ließ Gerhard Simon ein im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzenes Glockenspiel neu gießen. In der Gnadenkirche von Bad Warmbrunn unterstützte die Stiftung die Restaurierung liturgischer Geräte sowie die Erneuerung von Dach und Fenstern. 

2019 rundet sich der dreißigste Jahrestag der Versöhnungsmesse im schlesischen Kreisau. An diesem Ort des Widerstands gegen das NS-Regime finden seither grenzüberschreitende Begegnungen deutscher und polnischer Schülergruppen statt. Das Landgut mit Schloß und Berghaus, das einst der Familie von Moltke gehörte, stieg durch die konspirativen Treffen des „Kreisauer Kreises“ zu einem Symbol des Widerstands auf. Doch auch über 70 Jahre nach dem Krieg sind noch längst nicht alle alten schlesischen Schlösser und Häuser renoviert bzw. vor dem Verfall gerettet. Ein großer Teil wartet noch auf seine Auferstehung aus Ruinen und damit auf die Annahme seiner komplexen Geschichte.

Kontakt: Senfkorn Verlag Alfred Teisen, Brüderstr. 13, 02826 Görlitz, Das Einzelheft kostet 3,90 Euro, ein Jahresabo 42 Euro. 

 www.schlesien-heute.de