© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/19 / 18. Januar 2019

Ton- und Videosequenzen sind gefragt
Wikipedia: Die Online-Enzyklopädie möchte die Zusammenarbeit mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk vertiefen
Christian Schreiber

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk und die frei zugängliche Online-Enzyklopädie Wikipedia haben ein Format geschaffen, um künftig enger zusammenzuarbeiten und Inhalte der Öffentlich-Rechtlichen auf Wikipedia einzustellen.  „Insbesondere Tonausschnitte, kurze Videosequenzen und Abbildungen von Personen des öffentlichen Lebens sowie von zeithistorischen Ereignissen fehlen in der Wikipedia an vielen Stellen und sollten durch die Wikipedia-Community angefragt werden können“, heißt es in einer Erklärung. Bisher seien diese Inhalte auf kommerziellen Plattformen wie Youtube, aber nicht in dem gemeinnützigen Nachschlagewerk zu finden, kritisierte ZDF-Fernsehrat-Mitglied Leonhard Dobusch. Dabei werde schon jetzt auf eine vergleichbar große Zahl an Wiki-Autoren „aus dem öffentlich-rechtlichen Umfeld“ verwiesen. Nun wurde das Projekt „Wiki Loves TV & Radio“ (WLTV) ins Leben gerufen, das in Gemeinschaftsarbeit von Wikimedia Deutschland und der Wiki-Redaktion „Film und Fernsehen“ geschaffen wurde. Ziel sei es, „Inhalte der Rundfunkanstalten in die Wikipedia zu übernehmen“. 

Ganz so einfach ist das allerdings nicht. Denn an vielen Inhalten, die die öffentlich-rechtlichen Sender ausstrahlen, haben Produktionsfirmen Vermarktungs- und Verbreitungsrechte. Dabei kann es sich um Filme, Dokumentationen, aber auch Sport-Übertragungen handeln. Daß auf Wikipedia beispielsweise Sequenzen von Spielen der Fußball-Bundesliga kostenfrei hinterlegt werden, erscheint derzeit schwer glaubhaft. Bei Eigenproduktionen der Anstalten könnte dies allerdings anders aussehen. „Daß selbstproduzierte Inhalte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks unter eine freie Lizenz gehören, sollte eigentlich selbstverständlich sein“, sagt Kurt Jansson, Wikipedia-Autor der ersten Stunde und aktuell stellvertretender Vorsitzender des deutschen Wikimedia-Vereins. In einem ersten Schritt wurde im Rahmen des WLTV-Projekts eine Wunschliste von Sendungen veröffentlicht, die Wikipedia gern einbinden möchte. Das Portal, das regelmäßig seine Nutzer um Spenden bittet, möchte offenbar ein Stück vom milliardenschweren Kuchen des Rundfunkbeitrags abhaben.