© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/19 / 18. Januar 2019

Leserbriefe

Zu: „Erst diskriminiert – dann krank“ von Christian Schreiber, JF 2/19

Umgekehrte Fragestellung

Erst ein Lob an den Autor des Berichtes, der durch sachliche und wortgetreue Wiedergabe der relevanten Inhalte aus der „Faktensammlung“ der Bertelsmann-Stiftung nur eins tut, nämlich seinen Job machen. Es gibt viele Berufsgruppen, bei denen die persönliche Meinung gefälligst hinter der Berufspflicht zu stehen hat, Polizisten und Journalisten sind bloß zwei davon. Die persönliche Einstellung des Autors kenne ich nicht, und sie ist mir womöglich völlig egal, sein Arbeitsergebnis aber nicht. 

Was die sogenannte „Faktensammlung“ angeht, so stiftet die Bertelsmann-Stiftung große Unruhe in meinem Magen, man kann auch von Übelkeit sprechen, insofern der Titel des Artikels „Erst diskriminiert – dann krank“ tatsächlich zutrifft. Hoppla, wer diskriminiert denn nun wen? Soll heißen, die Faktensammlung, sofern diese Sammlung in der Tat unanfechtbare Fakten beinhalten täte, ist zumindest recht linkslastig – wobei wohl viele Linke nicht wissen, wo links und rechts ist, daher sage ich mal eher einseitig. Ich habe bisher ganz selten einen solch gebündelten Schwachsinn gelesen, wie in dieser „Fakten“-Sammlung, die den Bock zum Gärtner und den Gärtner zum Bock macht. Die „Fakten“-Sammler dieser Sammlung mögen Geld für ihre harte Arbeit bekommen haben, aber die Redewendung „Geld verdienen“ trifft auf sie sicherlich nicht zu.

Jörg Kuhn, Schauren






Zu: „Auf dem Weg in eine Multiminoritätengesellschaft“ von Sandro Serafin, JF 2/19

Gefährliche Lektüren

Wenn ich weiterhin die JF lese mit den Literaturempfehlungen und Buchbesprechungen wie hier „Abschied von Deutschland“ oder unlängst „Herrschaft des Unrechts“, „Merkel am Ende“, „Die Getriebenen“, „Der Selbstmord Europas“, „Beuteland“, „Grenzenlos kriminell“, „Umvolkung“ und andere, läge der Gedanke an eine Auswanderung nahe. Als Urdeutscher wäre für mich Österreich nicht weit, Ungarn wäre bereits sprachlich schwierig, zudem sind da noch Familie, Haus und Pension, so daß nur Stoßseufzer bleiben: „So war mir / uns Gott helfe“ oder „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“

Joachim Herdtfelder, 

Weilheim/Oberbayern






Zu: „Verlierer ist Deutschland“ von Bruno Bandulet, JF 52/18–1/19

Großbritannien ist der Anfang

Da kann man nur sagen: Glückliches Großbritannien, das die Zeichen der Zeit erkannt hat und diese Ansammlung von unfähigen und abgewirtschafteten Politikern in der EU und in Deutschland bald verlassen wird! Andere Länder werden sicher folgen.

Herbert Gaiser, München






Zu: „Ratlos in den Rahen“ von Peter Möller, JF 52/18–1/19

Gemeinsamkeit mit Ministerin

Was haben die „Gorch Fock“ und Ursula von der Leyen gemeinsam? Beide sind aufgetakelt fotogen und werbewirksam im Ausland. Beide sind für die Verteidigung heutzutage irrelevant, die Zeiten von Störtebeker und Lord Nelson sind längst vorbei; der Ausbildungswert (mittlerweile nur noch ein paar Wochen in den Wanten, bis heute ungeklärte Todesfälle) war seit jeher umstritten. Beide, Schiff und Ministerin, kommen uns teuer zu stehen. Leyen-Spieltruppe. Beide sind entbehrlich. 

Selbst war ich in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts zunächst in der Praxis, dann in der Beschaffung und technischen Begutachtung der damals aufwachsenden Datenverarbeitung in der Bundeswehr tätig. Damals wurde dies noch mit eigenem Personal gehandhabt, ohne aufwendige und womöglich undurchsichtige, illegale „externe“ Beratung.

Dr. phil. Friedrich Lederer,  Dipl.Phys. & Kapitän zur See a.D.,Bad Reichenhall 






Zur Meldung: „Mitnehmverpackungen machen mehr Müll“, JF 52/18–1/19 & „Frühe Besiedelung auf dem ‘Dach der Welt’“, JF 2/19

Kein Abfallberg, nirgends

Hier ist von einem „anwachsenden deutschen Müllberg“ die Rede. Diese Metapher ist blanker Unsinn, denn nirgendwo in Deutschland wird man einen solchen Berg finden. Der Müll wird seit vielen Jahren (klugerweise) verbrannt. Und hierbei leistet die Einwegverpackung einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz, weil sie durch ihren thermischen Energiegehalt eine bedeutende Einsparung von Öl und Gas bewirkt. Normaler Hausmüll hat einen sehr geringen Heizwert und brennt deshalb nicht von sich aus, weshalb in Müllverbrennungsanlagen mit großen Menden Öl oder Gas zugeheizt werden muß, um so die dringend erforderliche hohe Temperatur zu halten. Und hier zeigt sich nun der Segen von Pizzakartons, Snackboxen, Plastikgabeln und Togo-Trinkbechern, die am Ende ihres kurzen Lebens tonnenweise wertvolles Öl und Gas einsparen. 

In Ihrer Meldung über die Besiedlung auf dem „Dach der Welt“ wird indes behauptet, daß der „Sauerstoffgehalt der Luft bei lediglich 50 Prozent“ läge. Dies ist Unfug. Mit zunehmender Höhe ändert sich die Zusammensetzung der Luft nicht nennenswert. Der hier in Rede stehende Sauerstoff hat durchgängig einen festen Anteil von etwa 21 Prozent. Was sich mit der Höhe dramatisch ändert, ist der Luftdruck. Als Faustregel gilt: Alle 5,5 Kilometer halbiert sich der Druck. Auf dem Hochland von Tibet ist der Luftdruck also nur noch etwa 550 Hektopascal (380 Torr), was das Leben dort oben sehr belastet, obwohl die „Zusammensetzung“ der Luft unverändert ist.

Dr. Siegfried W. Schmidt, Aßlar






Zur Meldung: „Bischof: Muslimische Mehrheit ist möglich“, JF 52/18–1/19

Fragwürdige Hirten

Wenn Bischof Voderholzer erklärt, die lauen Christen vergäßen ihre Herkunft und nähmen ihren Glauben nicht mehr ernst, dann ist zu fragen, wer denn die letzten, die dies noch tun, mit Überzeugung verteidigt, und ob sie von ihren Bischöfen tatsächlich im Glauben gestärkt werden oder lediglich auf das künftige „kulturelle Nebeneinander“ eingestimmt werden sollen.

Dr. Wilfried Jacobi, Bad Sassendorf






Zu: „Ein Kind ist keine Krankheit“ von Sandro Serafin, JF 51/18

Kindstötung leichter als Fällung

Jusos wollen die Tötung ungeborener Kinder im Mutterleib durch Abschaffung des § 218 StGB den werdenden Müttern freigeben, denn „mein Bauch gehört mir“. Ärzte verlangen die Abschaffung des § 219a StGB, damit sie öffentlich ihre Expertise und Bereitschaft anpreisen können, Abtreibungen vorzunehmen. Wenn eine Hausfrau in ihrem eigenen Vorgarten ein störendes Bäumchen beseitigen will, muß sie erst im Rathaus schriftlich eine amtliche Genehmigung einholen, denn sie darf keinesfalls eigenmächtig Hand anlegen, sonst gibt es eine Strafgebühr. Wie paßt das zusammen?

Dr.med.Reinhard Gnauck, Mainz






Zu: „Abitur heißt nicht Hochschulreife“ von Wolfgang Müller, JF 51/18

Falsches Bildungsideal

Schon immer habe ich darauf hingewiesen, daß das Abitur nicht der Bildungsstand des Normalbürgers ist. Es ist lächerlich anzunehmen, daß 25 Prozent der Bevölkerung für ein Hochschulstudium geeignet seien, das heißt für wissenschaftliches Arbeiten. Der Normalverbraucher muß von der Pieke auf seinen Beruf erlernen, um ein angesehener, zufriedener, gut bezahlter und kompetenter Facharbeiter mit Weiterbildungschancen zu werden. Schüler, die in der Schule unter Streß leiden, die ständig Projekte absolvieren müssen, die vom einfachen, leistbaren Lernen abhalten, die ihnen keine persönlichen Erfolgserlebnisse ermöglichen, weil die besseren Kinder in der Arbeitsgruppe ihnen die Show stehlen, müssen ja lustlos, krank, entmutigt und gestreßt sein! Also alles fatal für Eltern und Kinder. Und was ist das Ergebnis? Abiturienten als „Ich-bezogene“ Besserwisser, die kaum richtig schreiben können, aber wissenschaftliche Leistungen „relativieren“. Sie müssen sich nach dem Abi erst einmal erholen, zu sich selber finden und kann vielleicht ein Studium erst einmal anfangen – mal sehen, wie es dann weitergeht. 

Deshalb sollten die überflüssigen Kosten etwa für ein Uni-Aufbausemester gestrichen werden. Das Geld wäre besser in den Auf- und Ausbau der Realschulen zu investieren. Das Abitur muß auf wissenschaftliches Lernen ausgerichtet werden, ohne praktische Projekte. Letztere gehören in die Realschule. Die für Wissenschaft und Logik geeigneten Schüler finden von allein ihren Weg. Heute sitzen die meisten Abiturienten in Ausbildungsberufen für gute Realtschüler, die viel jünger und effektiver einsteigen würden. Zudem müßte grundsätzlich einfach mehr „gelernt“ und „geübt“ werden. Das bringt viele Erfolgserlebnisse, und die fördern die Selbständigkeit und bringen Ruhe in den Schulalltag. Erfolgserlebnisse in der Gruppe sind in der Regel keine persönlichen Erfolge. 

Die volkswirtschaftliche Misere mit Tausenden fehlenden Facharbeitern verdanken wir unserer unpädagogischen Führungselite; ebenso die hundert Fehler in einer schriftlichen Arbeit. Möglichst alle Kinder zum Abitur zu führen, ist eine unverständliche und verantwortungslose Nivellierung und läßt das Hochschulniveau erheblich sinken.

Dorothea Zill, Hamburg






Zu: „Abschied in Etappen“ von Georg Ginster, JF 51/18

Vorsänger der deutschen Einheit

Leider vergißt der Autor in seiner Würdigung die Bedeutung von Heino für den Zusammenhalt Deutschlands. Er meiert ihn mit dem Streben nach finanziellen Erfolgen ab. In Mitteldeutschland war er sehr beliebt und vom System deshalb verboten und verteufelt. Wir haben seine „Heimat- und Vaterlandslieder“ in Kasettenform nach drüben geschmuggelt, sie dort vervielfältigt, und die Lieder wurden im größeren Kreise privat abgespielt – auch mal in der Kneipe – und als Zeichen der Verbundenheit der Teile Deutschlands und der Hoffnung auf die Wiedervereinigung auch nach dem Mauerbruch begeistert mitgesungen. Die „Inoffiziellen Mitarbeiter“ haben sich nicht getraut, die Stasi zu unterrichten, sondern kräftig mitgesungen. Unsere Freunde drüben fanden sich über die gemeinsamen Volkslieder mit uns vereint. Nicht zufällig wurde Heino nach der Wende zu einem ersten  Groß-Konzert nach Dresden (ins Tal der Ahnungslosen ) eingeladen und gefeiert.

Heino hat sich für die Verbundenheit der Deutschen aus Ost und West verdient gemacht und Mut zum Durchhalten drüben und bei uns gefördert. Das war Heino durchaus bewußt und er verdiente nichts daran!

Georg K. Schmelzle, Norden/Ostfriesland






Zu: „Psychosen im gefühlsgeleiteten Hippiestaat“ von Thorsten Hinz, JF 51/18

Auf den Punkt gebracht

Schon der Buchtitel „Die Wiedergutmacher“ deutet auf die Befindlichkeit der bundesrepublikanischen Gesellschaft hin, und Raymond Unger bringt es tatsächlich auf den Punkt. Perfekte Beschreibung des deutschen „Gutmenschen“: „Weltrettungsattitüde, Pharisäertum und Infantilität gehen bei diesen vermeintlich mündigen Bundesbürgern Hand in Hand.“ 

Nur daß Innenminister Horst Seehofer, „der nichts anderes wollte, als dem Gesetz wieder Respekt und Geltung zu verschaffen“, an der Übermacht der Medien scheiterte, halte ich für ein Märchen. Er ist einzig und allein an seiner Rückgratlosigkeit gescheitert, und dieser Umstand ist keineswegs neu: Meine Regionalzeitung‚ die Badische Zeitung, hat ihn schon am 8. April 2009 als „Meister der Kehrtwenden“ bezeichnet. Ältere Leser erinnern sich: Im Oktober 2008 wurde Seehofer zum Vorsitzenden der CSU gewählt, und kurz danach auch zum Ministerpräsidenten von Bayern. Wegen seiner vielen Kehrtwenden wurde er schon damals von manchen – auch prominenten – CSU-Partei-Mitgliedern als „Drehhofer“ verspottet! 2016 war er immer noch Ministerpräsident von Bayern, und da sagte er in einem Interview mit der Passauer Neuen Presse am 9. Februar 2016: „Wir haben im Moment keinen Zustand von Recht und Ordnung. Es ist eine Herrschaft des Unrechts.“ Er drohte sogar eine Verfassungsklage an! 

Gemacht hat er gar nichts, nicht einmal „seine“ CSU-Minister aus Berlin zurückgerufen, und da waren ja immerhin Koryphäen wie Alexander Dobrindt (vom Tagesspiegel als „Mautist“ bezeichnet!) und Christian Schmidt („An apple a day, keeps Putin away!“) dabei! 

Seehofer konnte sich weder während seiner Zeit als bayerischer Ministerpräsident noch als jetziger Innenminister im Bund mit seiner Obergrenze durchsetzten; apropos Obergrenze: die hatte er einmal, nämlich als Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im ersten Kabinett Merkel. Im Jahr 2005 schaffte er diese Obergrenze aber ab – Flächenbindung genannt – und leitete damit eine Entwicklung ein, die dazu führte, daß heute in Deutschland fast so viele Schweine leben wie Menschen und Deutschland zum größten Fleisch-Exporteur Europas wurde!

Seine „Drehungen“ sind Legende, ob es sich dabei um den Donau-Ausbau, die Maut, die Gen-Technik, Studiengebühren, Wehrpflicht, Atom-Energie oder die Euro-Rettung handelte; die vorerst letzte Kehrtwende war die Unterstützung des „Global Compact for Migration“! Kurz zuvor hatte er noch getönt, daß „die Migration die Mutter aller Probleme ist“, und damit natürlich den Unmut seiner Chefin hervorgerufen. Zur Strafe schickte sie ihn dann auch auf die Reise zu seinen Amtskollegen in Österreich, Italien usw., wo er um Unterstützung für seinen ominösen „Masterplan“ betteln mußte. Atemberaubend! 

Nun ja, den Parteivorsitz mußte er schon abgeben, und vielleicht hat er bald noch mehr Zeit für seine Modell-Eisenbahn! Zu gönnen wäre es ihm!

Peter Kiefer, Steinen