© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/19 / 25. Januar 2019

Lesereinspruch

Gefährliches Gift

Zu: „Eine rote Heiligenlegende“ von Karlheinz Weißmann (JF 3/19)

Politische Morde werden verübt, um Personen wegen ihrer politischen Einstellung und ihres politischen Handelns physisch zu vernichten. In demokratischen Gesellschaften sind sie kein Mittel der politischen Auseinandersetzung und selbstverständlich unter Strafe gestellt. Im Fall von Liebknecht und Luxemburg trifft das ebenso zu. Man muß die linke Bewegung schon sehr verachten, um aus den betreffenden Geschehnissen fast mildernde Umstände abzuleiten, ganz nach dem Motto „selbst schuld gewesen“. Diese Form der Relativierung, die sich einschleicht wie Gift, ist auch eine Bedrohung der Demokratie. 

Übrigens läßt sich bei Analyse der geschichtlichen Epochen klar erkennen, daß politische Morde immer instrumentalisiert wurden, um politische Ziele zu befördern. Das betrifft nicht nur die Linke. Was wäre zum Beispiel passiert, hätte der brutale Überfall auf den AfD-Abgeordneten Magnitz in Bremen zu dessen Tod geführt? Hätte Herr Weißmann, wie im Falle des von ihm aufgeführten Thälmann, dann auch von „Liquidierung“ gesprochen und nicht von Mord? Wohl kaum.

Friedrich Kalweit, Berlin