© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/19 / 25. Januar 2019

Stehen bleiben!
Insa-Umfrage: Grünen-Wähler sehen in Fahrverboten keine Bedrohung / Kritik an Grenzwerten für Stickoxide
Björn Harms

In Hamburg und Stuttgart gelten sie schon, mindestens acht deutsche Großstädte stehen unmittelbar vor der Einführung von Diesel-Fahrverboten. Was aber denkt die Bevölkerung? Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa im Auftrag der JUNGEN FREIHEIT liefert bisweilen überraschende Erkenntnisse.

Unter Betrachtung der Parteipräferenz fällt auf: Dieselfahrverbote sorgen nicht nur bei FDP- CDU- oder AfD-Wählern für Unmut, auch der klassische SPD-Anhänger steht der Entwicklung kritisch gegenüber. So gibt jeder zweite FDP-Wähler an, ihm würden bestehende oder mögliche Diesel-Fahrverbote Sorgen bereiten (51 Prozent). Bereits auf Platz zwei aber folgen Anhänger der SPD (46 Prozent), erst an dritter Stelle diejenigen der Union und der AfD (je 45 Prozent).

Bei Linkspartei und Grünen überwiegt der Anteil derer, die der Aussage nicht zustimmen. Nur 22 Prozent der Grünen-Anhänger sind besorgt, bei den Wählern der Linkspartei sind es 37 Prozent. In der Gesamtbevölkerung hat eine knappe Mehrheit keine Bedenken (43 Prozent). Demgegenüber stimmen 37 Prozent der Befragten der Aussage zu. 

Doch den Erklärungen für die Diesel-Fahrverbote scheinen viele Bürger zu mißtrauen. Nur 21 Prozent der Befragten sehen die Festlegungen der Grenzwerte für Stickoxide durch ausreichend wissenschaftliche Belege gestützt. 47 Prozent der Interviewten meinen: Die vorliegenden Belege reichen nicht aus. Ein deutlicher Unterschied wird in dieser Frage bei der Altersaufschlüsselung sichtbar. 

27 Prozent der 18- bis 24jährigen sind der Meinung, die Begründungen für die Schwellenwerte seien nicht ausreichend wissenschaftlich unterfüttert. Mit zunehmendem Alter steigt dieser Anteil auf 45 Prozent bei den 45- bis 54jährigen und 60 Prozent bei den ab 65jährigen. 

Daß die Einführung von Diesel-Fahrverboten in Deutschland Arbeitsplätze bedroht, sieht auch eine Mehrheit der Bevölkerung so (53 Prozent). Lediglich Wähler der Linkspartei und der Grünen erkennen darin keine Gefahr. Die Anhänger der Grünen sind sogar die einzige Parteigruppe, in der eine Mehrheit der Aussage „Diesel-Fahrverbote bedrohen Arbeitsplätze in Deutschland“ nicht zustimmt (50 Prozent). Gleichzeitig findet es ein Großteil der Öko-Partei-Wähler gerechtfertigt, wenn die Verbote der deutschen Autoindustrie schaden (60 Prozent). Bei den übrigen Wählergruppen überwiegt der Anteil derer, die der Aussage nicht zustimmen. Am höchsten ist dieser Wert unter AfD-Anhängern.

Der Forderung nach staatlicher Entschädigung für Autobesitzer, deren Fahrzeuge aufgrund der Diesel-Verbote an Wert verloren haben, stimmt jeder zweite Befragte zu. Den meisten Beifall gibt es hierbei unter AfD-Wählern (57 Prozent). Ein Unterschied wird zwischen den Geschlechtern erkennbar. Während 56 Prozent der Frauen einer Entschädigung durch den Staat zustimmen und sich nur 20 Prozent von ihnen dagegen aussprechen, sind die Anteile bei Männern ungefähr gleich verteilt. 42 Prozent bejahen eine staatliche Unterstützung, 43 Prozent lehnen sie ab.

Zusätzlich interessant: Während Pkw-Besitzer fast allen Aussagen deutlich häufiger zustimmen als Personen, bei denen kein Kfz im Haushalt vorhanden ist, gibt es zwischen städtischen und eher ländlich Lebenden kaum Unterschiede. Die Zustimmungshäufigkeiten sind durchmischt. Auch bei einem Vergleich der neuen und alten Bundesländer lassen sich nur geringe Prozentunterschiede in den Umfrageergebnissen zu allen fünf Aussagen feststellen. Das Thema Diesel-Fahrverbote ist eine gesamtdeutsche Frage.

(Grafiken siehe PDF)