© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/19 / 25. Januar 2019

Von der US-Steuerreform profitieren zahlreiche Unternehmen
Trumps Wirtschaftswunder
Thomas Kirchner

Donald Trumps erste Halbzeitbilanz fiel in den deutschen Leitmedien negativ aus. Katja Ridderbusch, die nicht vom Hamburger Schreibtisch, sondern aus Atlanta berichtet, lieferte im Deutschlandfunk ein Gegenbild: Die Unternehmensteuern wurden von 35 auf 21 Prozent gesenkt und liegen nun auf EU-Niveau. Abschreibungen wurden vereinfacht. Als Konsequenz stieg das US-Wachstum im dritten Quartal auf 3,5, im zweiten auf 4,3 Prozent. Die Arbeitslosenquote liegt bei 3,7 Prozent, qualifizierte Arbeiter ohne Drogenprobleme oder Vorstrafen sind in den Industriegebieten von Ohio, Michigan oder Indiana, noch bis vor kurzem als „Rostgürtel“ verspottet, kaum noch zu finden. Zahlen, die in der EU unerreichbar scheinen.

Die Triebkraft hinter diesem Wachstum waren Investitionen: 11,5 und 8,5 Prozent Wachstum bei den Investitionen in den ersten beiden Quartalen. Im ersten Quartal 2018 wurde erstmals seit 2005 mehr in den USA investiert, als die USA im Ausland investierten. Der Grund dafür war die Repatriierung von im Ausland geparkten Gewinnen: Firmen brachten 465 Milliarden Dollar zu Steuersätzen von 15,5 und acht Prozent in die USA zurück. Der Effekt war so groß, daß globale Auslandsinvestitionen im ersten Quartal laut OECD um 44 Prozent zurückgingen. Das Problem bei der statistischen Erfassung von Investitionen in den USA ist allerdings der hohe Anteil der Ölbranche am Gesamtbetrag aller Unternehmensinvestitionen, und die ist wegen des starken Rückgangs des Ölpreises rückläufig. Dadurch ist es unmöglich, die Auswirkung der Steuersenkungen aus Investitionen zu bestimmen. Skeptiker nehmen dies zum Anlaß, der Steuerreform nur eine kurzfristige Stimulierung des Konsums zuzugestehen, der natürlich, sollte es so sein, schon bald wieder verpuffen würde. Doch es gibt Anzeichen, daß der Investitionsboom nachhaltig ist: Ermutigend ist die Zunahme von Ausgaben in Forschung und Entwicklung, die trotz der insgesamt rückläufigen Investitionen im dritten Quartal um 7,9 Prozent stiegen. Dies sind natürlich langfristige Investitionen, denn Forschungsergebnisse werden erst in ferner Zukunft in Produkte einfließen. Kurz: Die Unternehmensteuerreform scheint genau so wie erhofft zu wirken.

Skeptiker führen auch gestiegene Aktienrückkäufe als negativen Neben­effekt der Steuerreform an. Zum ersten Mal betragen sie eine Billion Dollar in einem Jahr. Der größte Beitrag mit 100 Milliarden kam von Apple. Doch dabei wird übersehen, daß die so ausgeschütteten Gelder von den Anlegern anderswo investiert werden. Und so wie es aussieht, setzen die auf forschungsintensive Firmen.

Das einzige Risiko ist die zeitliche Begrenzung der Reform, die ohne Verlängerung durch den Kongreß schon 2021 auslaufen könnte. Die Zustimmung ist aber wahrscheinlich, denn sogar Barack Obama sah in US-Steuern einen Wettbewerbsnachteil.