© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/19 / 25. Januar 2019

Zeitschriftenkritik: Leibniz
Unser Erbe bewahren
Werner Olles

Das Erbe verbindet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Seit jeher knüpfen wir ans Erbe unserer Vorgänger an und fragen uns, was bleibt, wenn wir nicht mehr sind. Traditionen und Wissen werden über Generationen weitergegeben. Oft bereichern uns Erbschaften, manchmal wiegen sie schwer oder machen krank. Wir forschen, um zu bewahren – und müssen dann beherzt handeln. Denn heute entscheidet sich, wie wir die Erde kommenden Generationen hinterlassen.“ Bereits im Vorwort der dreimal im Jahr erscheinenden und vom Präsidenten der Leibniz-Gemeinschaft herausgegebenen Zeitschrift Leibniz klingt das Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe (3/2018) „Die beste der möglichen Welten … bewahrt“ an. Dabei geht es um Altersforschung, Kriminalarchäologie, Rekonstruktions-Architektur, die Finanzkrise, das Erbgut  – und nicht zuletzt um die Rettung der letzten Breitmaulnashörner in Afrika.

Aber auch der Nachrichtenteil wartet mit neuen Forschungsergebnissen auf. So fanden Forscher des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie heraus, daß Großstädter unbedenklich U-Bahn fahren können, da es sich bei der Mehrzahl der im Untergrund übertragenen Mikroben um harmlose Hautbewohner handelt. Gefährliche Krankheitserreger und Antibiotikaresistenzgene sind dagegen eher selten. Die Forscher schickten die Testfahrer zu den Stoßzeiten in verschiedene Metrolinien. Während sie die einzelnen Linien morgens anhand ihrer Bakterien identifizieren konnten, verschmolzen diese im Laufe des Tages zu einem einheitlichen Mikrobiom, das sich im gesamten U-Bahn-Netz verteilt. Die Erkenntnisse der Jenaer Wissenschaftler könnten Stadtplanern helfen, die öffentliche Gesundheit besser zu schützen.

Über die zum Weltkulturerbe gehörende Grube Messel bei Darmstadt berichtet ein weiterer Beitrag. Bis ins kleinste Detail haben Urpferdchen, Riesenameisen und frühe Primaten im Schiefer der Grube Messel überdauert. Daher gilt sie als eine der zehn besten Fossilienfundstätten der Welt. Einen Kilometer lang und 60 Meter tief, graubraun brachliegend, überwuchert von Birken, ist sie allerorts randvoll mit gut erhaltenen Fossilien aus dem Eozän, jenem Erdzeitalter nach dem Massentod der Dinosaurier. 35.000 versteinerte Pflanzen, 16.000 Insekten und 7.000 Wirbeltiere haben die Forscher bisher in der Grube gefunden. Von etwa 600 weltweit bekannten Vogelarten stammen 50 aus Messel, gut 400 im Ölschiefer versteinerte Tier- und Pflanzenarten hatte kein Mensch zuvor gesehen.

Ein recht deprimierender Beitrag befaßt sich mit der letzten Chance für die nördliche Unterart der weißen Breitmaulnashörner, von denen es weltweit nur noch zwei Weibchen gibt. Ob ihre Art in letzter Minute vor dem Aussterben bewahrt werden kann? Im Nashornstall des Chorzower Zoos in Oberschlesien  ist nun ein Rettungsversuch angelaufen.

Kontakt: Leibniz-Gemeinschaft, Referat Kommunikation, Chausseestr. 111, 10115 Berlin. Das Abo ist kostenlos.

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