© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/19 / 25. Januar 2019

Meldungen

Theologe: Luther-Jahr war für EKD ein Fehlschlag

HENSTEDT-ULZBURG. Die Evangelische Kirche in Deutschland hat es versäumt, im Jubiläumsjahr der Reformation 2017 geistliche Themen in den Mittelpunkt zu stellen. Diese Ansicht vertrat der Theologe und Historiker Benjamin Hasselhorn (32) bei der Tagung der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in der Nordkirche am 19. Januar in Henstedt-Ulzburg in Schleswig-Holstein. „Tatsächlich wurde die religiöse Seite des Reformationsjubiläums von der EKD kaum bedient“, so Hasselhorn vor 100 Teilnehmern. „Weder wurde das eigene religiöse Erbe stark gemacht, noch wurde überhaupt einmal erklärt, was evangelisch sein eigentlich bedeutet.“ Der Deutsche Evangelische Kirchentag Ende Mai 2017 habe die Nähe zur politischen Prominenz gesucht, die „Weltausstellung Reformation“ in Wittenberg habe auf Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, Antirassismus, Klimaschutz, Willkommenskultur und den Kampf gegen Armut gesetzt. Doch statt der erwarteten 500.000 Besucher der Weltausstellung seien insgesamt knapp 300.000 gekommen. Das „politisierte Kirchenprogramm“ habe nicht funktioniert „Dieses Programm der kirchlichen Weltverbesserung muß als Fehlschlag bezeichnet werden“, sagte Hasselhorn. Die kirchlichen Ziele des Reformationsjubiläums bezeichnete er als „durch und durch politisch korrekt, und das heißt auch, sie waren durch und durch langweilig“. Sinnvoll wäre es gewesen, sich mit dem Glauben als Kernanliegen der Reformation und mit Martin Luther (1483–1546) zu beschäftigen. Darin liege ein „Markenkern“ der evangelischen Kirche. „Ihr Fremdeln mit Luther im Jubiläumsjahr 2017 war ein fataler Fehler.“ Als Mitverantwortlicher für eine Ausstellung der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt 2017 in Wittenberg habe er festgestellt, daß die Fragen nach dem Lebenssinn und nach Gott auch für „säkulare Museumsbesucher“ interessant seien. Als Historiker sei er skeptisch, was die Zukunft der lutherischen Kirche betreffe, so Hasselhorn: „Als Christ halte ich mich an das Gebot der Hoffnung, die nur dann eine Tugend ist, wenn man trotz Hoffnungslosigkeit hofft.“ (idea/JF)





Facebook finanziert ethische Forschung

MÜNCHEN. Facebook unterstützt den Aufbau eines Forschungszentrums an der Technischen Universität München, das ethische Fragen rund um Künstliche Intelligenz (KI) untersucht. Für die Anschubfinanzierung stellt das US-Unternehmen 7,5 Millionen Dollar über einen Zeitraum von fünf Jahren zur Verfügung, teilte Facebook vergangenen Sonntag mit. Geleitet wird das Institute for Ethics in Artificial Intelligence von Christoph Lütge (49), Professor für Wirtschaftsethik an der TU München. (tha)