© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/19 / 25. Januar 2019

Die „Zukunftsfeigheit“ der SPD und Weimars Untergang
Sozialpolitische Almosen
(ob)

Der Berliner Althistoriker Arthur Rosenberg (1889–1943) ist nicht mit seinen Forschungen zur römischen Geschichte in Erinnerung geblieben. Vielmehr haben den KPD-Reichstagsabgeordneten von 1924 bis 1927 zeithistorische Werke zur Geschichte des Bolschewismus berühmt gemacht. Vor allem seine 1955 neu aufgelegten Studien zur „Entstehung und Geschichte der Weimarer Republik“ (1928/1935) formten nachhaltig die Sicht der 68er Generation auf die gescheiterte erste deutsche Demokratie. Publikumswirksam wie sonst nur Sebastian Haffners Thesen zur „verratenen Demokratie“ schob Rosenberg die Hauptschuld an ihrem Untergang der SPD Friedrich Eberts zu. Statt 1919 die Verstaatlichung von Banken und Schlüsselindustrien anzupacken, habe sie die kapitalistischen Strukturen mittels „Sozialpolitik“ geschont. Der Wirtschaftshistoriker Albrecht Goeschel hält diese „fulminante“ Interpretation auch 2019 noch für tragfähig (Tumult, 4/2018). In seinem Längsschnitt durch die Geschichte der deutschen Sozialpolitik von Bismarcks sozialer Gesetzgebung bis zur gegenwärtigen, sozialdemokratisch geförderten Masseneinwanderung ins Sozialsystem zeigt er auf, wie die das Kapital begünstigende „Zukunftsfeigheit“ der SPD stets eine dem Wohl des deutschen Volkes dienende gemeinwirtschaftliche Politik verhindert habe. 


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