© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/19 / 25. Januar 2019

Haltungsnote
Kennzeichnungsphantasien
Gil Barkei

Das 100. Jubiläum der Einführung des Frauenwahlrechts nutzte Stern Neon, um mit hippen Feministen über den heutigen Stand der Frauenbefreiung zu parlieren. Waldemar Zeiler, Gründer der fairen und veganen Kondommarke „Einhorn“, zeigte sich dabei als besonders kämpferisch. Feminismus sollte wie „Bio“ normal sein, meint Zeiler, der auch nicht davor zurückschreckt, mal als riesige Vagina verkleidet das Mikro auf der Bühne zu ergreifen. Und nach dem „letzten Aufbäumen des alten weißen Mannes“ werde dies alles ohnehin kommen. Daher brauche es gar nicht mehr so viele Feministen, „aber die Kennzeichnung der Anti-Feministen sollte deutlicher ausfallen“. Seine „kreativen“ Vorschläge: „Hat-den-Gong-nicht-gehört“, „Mittelalter-ist-sein-Ding“ oder einfach nur „Penis“. Die Diskriminierung von Frauen mit der Diskreditierung von Männern bekämpfen – schlüssiger Ansatz. Aber wenn wir schon von „deutlicherer Kennzeichnung“ sprechen: Warum nicht einfach ein gelbes Marssymbol auf die Brust pappen? Ist dieser Anbiederungsversuch die Spätfolge eines „Friendzone“-Kollers oder nur ein geschickter Marketinggag eines Unternehmers, um seine bald auf den Markt kommenden Menstruationsprodukte an die Frau zu bringen?