© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/19 / 01. Februar 2019

Universität bricht mit Politikwissenschaftler Patzelt
Der Geist zählt nicht
Thorsten Hinz

Der Politikwissenschaftler Werner J. Patzelt von der Technischen Universität Dresden zählt zu den bekanntesten Köpfen seines Fachs. Dem 65jährigen die gewünschte Senior-Professur zu verweigern, ist eine Infamie und ein Lehrstück. Die Begründung, Patzelt hätte Politik und Wissenschaft derart vermischt, daß der Ruf der Hochschule geschädigt wurde, ist absurd. Öffentliche Äußerungen eines Politikwissenschaftlers haben nun mal politische Relevanz. Viele seiner Kollegen sind als Gutachter, Kommentatoren, Berater tätig und stellen ihre linken Erleuchtungen dabei nicht unter den Scheffel. 

Patzelt ist ein gemäßigter Konservativer, der Pegida und die AfD unvoreingenommen zum Gegenstand seines analytischen Interesses gemacht hat, statt im öffentlichen Meinungsstrom zu schwimmen und sie als Gedankenverbrecher und Staatsfeinde vorzuverurteilen. Ein methodischer Ansatz, der für alle Forscher selbstverständlich sein müßte. Nun wird das Selbstverständliche nicht einmal mehr als Ausnahme geduldet.

Studenten lernen aus dem Vorgang, daß ihre berufliche Zukunft nicht die ergebnisoffene Forschung, sondern die opportunistische Dienstleistung ist. Sachsen besitzt einen Ruf als konservativ regiertes Bundesland, doch selbst hier liegt die kulturelle Hegemonie in den Institutionen bei der Linken. Da zählt kein Geist, nur der Machterhalt.