© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/19 / 01. Februar 2019

CD-Kritik: Max Bruch
Blondes Gift
Jens Knorr

Max Bruch, Chefromantiker aller Romantiker und wackerer Streiter gegen allen „musikalischen Sozialdemokratismus“ der Wagner, Reger und Strauss, hat außer seinem populären ersten Violinkonzert immerhin an die 100 Werke komponiert, darunter drei bühnenfertige. Seine Große romantische Oper „Die Loreley“ auf ein Libretto von Emanuel Geibel, der das ursprünglich für Mendelssohn verfaßt hatte, hat sich trotz mehrfacher Versuche, darunter dem Hans Pfitzners in Straßburg, nicht im Repertoire durchsetzen können.

Ein Konzertmitschnitt von 2014 aus dem Prinzregententheater, München, versammelt unter dem Dirigat von Stefan Blunier wackere Piloten für Bruch, aber nicht eben Interpreten, deren Bemühungen die musikalisch-dramaturgischen Schwächen der Oper wettmachen könnten.

Die Kunstsage von der Wandlung der betrogenen Fischerstochter Lenore zur Rachefurie und schließlich zur männerverderbenden Rheinnixe Loreley, deutsch-romantisches Gebräu aus Echo und Sirene, bietet zwar einige melodische Einfälle und harmonische Wendungen, doch allenfalls die von Michael Kaune gesungene Vermählungsszene Lenores mit dem Rhein hat dramatisches Potential. Ansonsten bekommt der Hörer zweieinhalb Stunden leidlich Aufgewärmtes zu hören – aber nicht einmal eine wundersame, gewaltige Melodei.

Max Bruch Die Loreley cpo 2018  www.max-bruch-gesellschaft.de