© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/19 / 08. Februar 2019

Aufgeschnappt
Verrußt rassistisch
Matthias Bäkermann

Mary Poppins, eine Rassistin! Mit dieser These erzürnt Daniel Pollack-Pelzner derzeit viele Fans der britischen Vorzeige-Nanny. Die „schändliche“ Haltung von Pamela Lynwood Travers Romanfigur erkennt der Professor für Anglistik und Gender Studies am Oregon’s Linfield College schon allein daran, daß sie Schwarze durch ihr „offensives Blackfacing“ lächerlich zu machen versuche. Anläßlich der diesjährigen Oscar-Nominierung von „Mary Poppins’ Rückkehr“ kritisierte er in der New York Times vom 28. Januar vor allem die durch den Musical-Titel „Chim Chim Cher-ee“ weltberühmte Schornsteinszene über Londons Dächern. „Ihr Gesicht wird mit Ruß bedeckt, aber anstatt ihn abzuwischen, pudert sie spielerisch ihre Nase und Wangen und wird noch schwärzer“, entlarvt Pollack-Pelzner die viktorianisch gekleidete Rassistin, die ihre Schwarzenverachtung auch noch durch ihr „abfälliges Grinsen“ betone. Außerdem offenbarten sowohl Buch als auch Verfilmung allerlei rassistische Muster, so werde der Schornsteinfeger als „schwarzer Heide“ bezeichnet.

Als „lächerlich“ wies nun das Londoner Boulevard-Blatt Sun diese Anwürfe auf das britische Kulturerbe von 1934 zurück. Selbst wenn man „Blackfacing“ als rassistisch brandmarke, sei dies bei Schornsteinruß allzu konstruiert.