© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/19 / 08. Februar 2019

Eine Milliarde für drei Euro
Zu Besuch auf der weltweit größten Münzmesse
Paul Rosen

Ein deutscher Münzmeister schrieb 1916 in Afrika Geschichte, als er in Tabora Goldmünzen prägte. Sie zeigen einen Elefanten vor dem Hintergrund des Kilimandscharo. Es war die letzte Neuprägung in der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika. Die Prägestätte Tabora ist Geschichte, aber das 7,1 Gramm schwere goldene 15-Rupien-Stück mit dem Elefanten auf der einen und dem kaiserlichen Adler auf der Wertseite ist der Star jeder Münzausstellung. Am vergangenen Wochenende wurde Berlin für drei Tage zum Mekka von Münzsammlern aus ganz Europa. Auf der Münzmesse „World Money Fair“ war vom Tabora-Elefanten bis zum nagelneuen Krügerrand-Silberstück des Prägejahres 2019 alles zu finden, was das Sammlerherz begehrt. 

Besucher, die nicht dringend ein bestimmtes Zwei-Euro-Stück zum Beispiel aus San Marino oder Andorra suchen, tauchen hier in eine fremde, aber faszinierende Welt ein. Die „World Money Fair“ ist ein gigantischer Basar für Münzen und Geldscheine – angefangen von teuren Goldstücken, die gut gesichert in Glasvitrinen präsentiert werden, bis hin zu Kleingeld aus aller Herren Länder in Wühlkisten – das Stück zum Teil für 50 Cent. 

Kaiser-Münzen finden reißenden Absatz

Die Händler sind überwiegend ältere Herren. Selbst aus Neuseeland, Japan oder den USA sind sie angereist, um Geld oder Gold zu verkaufen. Als  numismatische Genies finden sie in dem Durcheinander auf ihren Tischen jede gewünschte Münze: „Das besoffene Känguruh?“ Für einen Händler aus Brandenburg kein Problem. Er weiß, daß der Sammler ein australisches Ein-Unzen-Silberstück von 1995 mit einem etwas seltsam dreinblickenden Känguruh sucht. Für 40 Euro wechselt das Stück den Besitzer. An anderen Tischen wühlen sich Sammler durch Stapel von alten Geldscheinen vieler Länder, die Voltaire bestätigen, der einst sagte, daß Papiergeld immer zu seinem inneren Wert zurückkehrt. So gibt es den Eine-Milliarde-Dollar-Schein aus Simbabwe für gerade mal drei Euro. 

Für das Tabora-Goldstück muß man schon 3.500 bis 4.000 Euro hinlegen. Und mag das Kaiserreich vergangen sein, so haben seine drei großen Goldmünzen mit den Kaiser-Köpfen allen Stürmen der Zeit getrotzt und ihren Wert behalten, was man vom Euro schon heute nicht mehr behaupten kann. Die Reichsgoldmünzen zu 20 Mark kosten mindestens 290 Euro das Stück und finden reißenden Absatz.