© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/19 / 08. Februar 2019

Nicht weiter auf multilaterale Organisationen vertrauen
Politik in der Weltunordnung
(dg)

Carlo Masala lehrt an der Universität der Bundeswehr in München, sitzt als Experte für Theorien der internationalen Politik im wissenschaftlichen Beirat des Nato Defence College in Rom und gilt als einer der wenigen gegen One-World-Phantasien immunen deutschen Politikwissenschaftler. Den gegenwärtigen Zustand der internationalen Beziehungen charakterisiert Masala zutreffend als „Weltunordnung“. Anders als bis 1989 gebe es kein „Internationales System“ mehr, in dem Großmächte die Spielregeln diktieren. Die US-Hegemonie schwinde vor allem in Asien, wo China erfolgreich „Gegenmachtbildung“ betreibe. Der „liberale Interventionismus“ der USA und der Westeuropäer habe im Nahen Osten nur „Chaos“ produziert und fordere in Osteuropa Rußland heraus, ohne einen damit provozierten Zugriff etwa auf das Baltikum parieren zu können (Politische Studien, 482/2018). Im Berliner Auswärtigen Amt, wo man fest an „multilaterale Institutionen“ wie die UN glaube, versuche man hingegen weiterhin stur eine Weltordnung zu reparieren, die faktisch längst in Trümmern liege. Besser hätten sich die Planer im Verteidigungsministerium orientiert. Sie beginnen zu begreifen, daß „Ad-hoc-Koalitionen“ wohl die Zukunft sicherheitspolitischer Koalitionen sein werden und sich Deutschland dieser flexiblen Form der Zusammenarbeit öffnen müsse. 


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