© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/19 / 08. Februar 2019

Immanuel Kant als Vordenker des eurozentrischen Rassismus
Zu weiß, um rein zu sein
(wm)

Die Menschheit ist in ihrer größten Vollkommenheit in der Race der Weißen. Die gelben Indianer [Chinesen und Inder] haben schon ein geringeres Talent. Die Neger sind weit tiefer, und am tiefsten steht ein Theil der amerikanischen Völkerschaften.“ Mit solcher Hierarchisierung menschlicher Rassen spiegelt der Philosoph Immanuel Kant (1724–1804) in seinen Königsberger Vorlesungen über „Physische Geographie“ das anthropologisch-ethnologische Wissen seiner Zeit wider. Lange schenkte die auf die „Kritik der reinen“ und der „praktischen Vernunft“ sowie auf die „Kritik der Urteilskraft“ konzentrierte Kantforschung diesem Teil des Œuvres wenig Beachtung. Erst im Zuge „postkolonialer Studien“ wurde daraus Anklagematerial gegen Kants „Rassismus“ kompiliert. Der Philosophiehistoriker Karlfriedrich Herb (Regensburg) zeichnet diese Debatte nach, die sich nach üblichem Muster weißer Selbstzersetzung ideologisch radikalisiert hat (Zeitschrift  für Politik, 4/2018). Kants „rassentheoretische Stereotypen“, so der Tenor, seien keine Marginalien, sondern wiesen seine gesamte Philosophie als „eurozentrisch“ und „rassistisch kontaminiert“ aus. Kants Vernunftbegriff sei daher „zu weiß, um rein zu sein“. Darum verurteilen eifernde „Postkolonialisten“ den „Alleszermalmer“ als Apologeten „imperialistischer Expansion und globaler Ausbeutung“. 


 www.zfp.nomos.de