© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/19 / 08. Februar 2019

Haltungsnote
Geht es hier nur um den Sport?
Gil Barkei

So manch strenggläubigem Moslem dürfte es die Zornesröte ins Gesicht treiben, und für Mullahs wie Taliban ist es eine harte Gerade auf die Zwölf: eine Frau im Boxring, haram! Im September wurde Zeina Nassar deutsche Boxmeisterin im Federgewicht, zuvor erkämpfte sie sich bereits fünfmal den Titel der Berliner Meisterin. Die 21 jährige Studentin hat sich damit gegen allen anfänglichen Widerstand in Familie und sozialem Umfeld selbstbewußt durchgesetzt. Das nächste große Ziel: die Olympischen Spiele. Doch so sehr man die sportlichen Leistungen respektieren und das Aufbrechen orientalisch-patriarchalischer Gesellschaftsnormen begrüßen kann, so berechtigt sind Irritationen und Kritik angesichts des Strebens, die Wettkampfbestimmungen des internationalen Amateurboxverbandes AIBA zu ändern. Das Vorhaben der Berlinerin libanesischer Herkunft: Wie bereits beim Volleyball oder Fechten soll der Hidschab auch international beim Boxen zugelassen werden. Auf Landesebene hatte sie eine Änderung des Regelwerks bereits erwirkt.Das Paradox, die Stellung der arabischen Frauen zu stärken und gleichzeitig die Verbreitung der Verschleierung voranzutreiben, hinterläßt eine gewisse Skepsis, ob es hier um den Sport geht.