© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/19 / 15. Februar 2019

Aufgeschnappt
Künstlerklauseln
Matthias Bäkermann

Am Theater Oberhausen liegen die Nerven blank. Wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung Anfang der  Woche meldete, will Verwaltungschef Jürgen Hennemann im Streit um eine „Rassismus-Klausel“ nicht einlenken. Diese „strotzt vor unbestimmten Rechtsbegriffen, die einen Vertragspartner unangemessen benachteiligen“, verteidigt sich der Direktor, denn im Zweifel „entscheidet der Schauspieler, der sich rassistisch beleidigt fühlt, ob er eine Premiere abbläst“. Seit Herbst 2018 beharren die Künstler von „Technocandy“, deren „laienhaftes Spiel und schlechter Gesang“ übrigens jüngst bei der Theaterkritik völlig durchfiel, auf die Aufnahme dieser Klausel in ihren Vertrag. 

Direkt leide man zwar nicht unter Rassismus, gestand das dreiköpfige Künstlerteam Frederik Müller, Golscham Ahmad Haschemi und Banafshe Hourmazdi ein, aber es könne ja sein. In ihrem taz-Interview vom 9. Februar beschuldigen sie den „weißen Verwaltungsapparat“, daß allein deren Verweigerung, die Klausel aufzunehmen, als „Schuldeingeständnis“ für ein „rassistisches Kontinuum“ am Oberhausener Haus zu werten sei. Diese Klage wiederum brachte „zutiefst enttäuschte“ Schauspielerkollegen gegen „Technocandy“ auf: „Als Rassisten dargestellt zu werden, ist eine persönliche Beleidigung, die schlimmer nicht sein kann.“